Collection

Maria kniet, in die Diagonale gesetzt, am Betpult, die Hände auf die Brust gelegt. Von links ist der Engel herangekommen, die Rechte verkündigend erhoben, in der Linken eine Lilie. Am Haupte Mariens die Taube des Hl. Geistes; sie kam durch das geschlossene Fenster auf der rechten Seite, ein Hinweis auf die jungfräuliche Geburt. Die Szene spielt in einem Gemach mit Kachelfußboden und holzvertäfelter Decke, die von einer Säule in der Raummitte gestützt wird. Maria wird von einem Brokatteppich hinterfangen, der von der Decke hängt, darunter eine mit Kissen ausgestattete Bank.
Hinter dem Teppich sieht man ein hohes Holzbett mit Auflagen. Links davon wird der Blick freigegeben in einen kreuzgewölbten Vorraum mit Treppe, hinter der offenen Säulenstellung ist rankenverzierter Goldgrund zu erkennen. Gerahmt wird das Bild von zwei Stein vortäuschenden, gemalten offenen
Maßwerkarkaden ohne Mittelstütze. Auf der abgespaltenen Rückseite befindet sich eine Darstellung von Christus am Ölberg (heute Wien, Österreichische Galerie). Die Tafel war zusammen mit einer Geburt Mariens (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum) und dem Marientod (München, Alte Pinakothek) Teil eines Marienaltares.
Der Maler ist nach seinem Hauptwerk, dem Marienaltar aus Uttenheim (Wien, Österreichische Galerie) benannt worden. Er war ein Zeitgenosse Michael Pachers, aber wahrscheinlich in der Diözese Brixen tätig. Stilistisch wurde er zunächst vom Meister der Sterzinger Flügelbilder des Multscheraltares geprägt, später lernte er die großen Altarwerke Michael Pachers kennen, dessen Einfluß vor allem am klaren perspektivischen Aufbau und der Staffelung der Gegenstände in der Raumtiefe kenntlich ist. Dazu kommt das Interesse an der Darstellung konstruktiver Details, hier z.B. Aufhängung des Teppichs und Verdübelung der Holzdecke. Die monumental
wirkenden Figuren sind plastisch modelliert, zeigen häufig einen introvertierten Gesichtsausdruck und verhaltene, fast stockende Bewegungen. Das abgetönte Kolorit mit deutlichen Lichtakzenten weist auf die Kenntnis italienischer Malerei.