Collection
Mostkanne
- Artist
- Fayencemanufaktur Sulzbach
- Locality
- Sulzbach, Oberpfalz
- Date
- zwischen 1760 und 1770
- Material
- Zinn (Montierung), Aufglasurfarben (Dekor) auf Ton
- Dimensions
- H. 41,5 cm 35,5 (ohne Zinn-Montierung), Dm. 14 (Fußrand), B. 21,0 cm
- Location
- Bayerisches Nationalmuseum (Saal 95)
- Inventory Number
- 90/80
- Relation
- –
- Acquisition
- Geschenk 1990
Ungewöhnlich große, birnförmige Fayencekanne, frei von Hand aufgedreht und vor dem Brand mit Reliefrocaillen belegt.
Standfläche: ca. 7 mm zur Mitte hin eingefallen, so daß sich ein Standring ergibt, mit einer Drahtschlinge azentrisch von der Drehscheibe abgeschnitten; die Glasur von der Standfläche abgewischt bis auf Reste in den Schneidrillen sowie einen großen, annähernd runden Glasurfleck mit rechteckiger mittlerer Aussparung, darauf in Mangan (= Scharffeuer) aufgemalt als Manufakturmarke ein ligiertes 'CT', das C dicker als das T (11 x 17 mm).
Vom Wandungsansatz abgesetzter Gefäßfond (Dm. ca. 8 cm), minimal aufgewölbt. Auf der Innenwandung der Kanne kräftige Drehrillen, zartere auch unten in der Außenwandung. Wandungsstärke ca. 7 mm (und mehr?). Tiefe, gerundete Fußschnürung. Gestreckter Gefäßbauch. Kurzer, nach oben leicht geweiteter Zylinderhals mit gerundetem Mündungsrand, der vorn zu einer ca. 3 cm weit auskragenden, oben offenen Ausgußschnauze in leichtem Konkavschwung und ohne Absätze ausgezogen ist.
Sehr großer, anbossierter, breiter Bandhenkel in Ohrform; seine Innenseite glatt und flach; auf seinem Rücken eine flache Bandauflage mit gerundeten Kanten; bis zu ca. 4,5 cm breit. Sein unterer Ansatz zur Versteifung ungewöhnlicherweise aufgeschlitzt und somit doppelt übereinander auf die Wandung auflaufend, der obere Steg ebenso wie der obere Henkelansatz breit zu gegenständigen Rocaillen ausgezogen; der untere Henkelsteg in zwei große gespreizte Rocaillen auf die Wandung ablaufend.
Auf der dem Henkel gegenüberliegenden Seite des Gefäßbauches wird durch kräftige Rocailleauflagen, die bis zu 2 cm hoch aufstehen, ein fast kreisrundes, ein wenig gedrücktes Kartuschenfeld gebildet (ca. 18 x 20 cm) mit unregelmäßig gewulstetem Rand. Die Rocailleauflagen strahlen nach außen unregelmäßig ab und sind vermischt mit schilfartigen Blättern, in die sie teilweise auch auslaufen. Gleichartig abstrahlende Rocaillen ebenfalls seitlich am Ansatz der Gefäßschnauze am Kannenhals. Die rippigen Rocaillen vor oder nach dem Schrühbrand von Hand aufmodelliert, gefiedert und gelappt, an den beiden oberen Wandungsansätzen des Henkels auch zinnenförmig getreppt. Die Glasur um die Rocailleauflagen stellenweise schlecht geflossen.
Lederfarbener Tonscherben. Dicke, milchige, minimal grau- bis gelbstichige Glasur ohne Krakelüren.
Relativ sparsam bemalt mit bunten, teilweise nicht ganz ausgefeuerten Muffelfarben:
Auf den Rocailleauflagen ein heller und dunkler, rötlicher Purpur bzw. dünnes, schmutziges Sandgelb, vielfach strichelnd 'angespitzt' und gepunktet, mit brauner, nicht ausgefeuerter Zeichnung, die bei dünnem Auftrag grau ist. Die Blattauflagen staffiert in blaustichigem Grün mit brauner Zeichnung. In den seitlichen Rocaillen in mittlerer Höhe des Kartuschenrahmens auf der einen Seite mehrere gelbe, auf der anderen Seite manganbraune bzw. gelbe, runde bis ovale Scheintraforierungen.
In schlecht ausgefeuerten und deshalb meist stumpfen Muffelfarben im Zentrum des Kartuschenfeldes ein Wappenschild (ca. 11,5 x 12,5 cm) mit kleinen seitlichen Einbuchtungen, quadriert, der aufgelegte Herzschild mit gelber, siebenzackiger Krone belegt. Herzschild gespalten, vorn ein aufwärts springender, manganfarbener (statt roter) Wolf, hinten ein roter Balken (= Stammwappen der v. Hohenhausen); in I zwei gelb gekrönte, rot gekleidete, armlose Brustbilder, die grauen Gesichter mit brauner Zeichnung, schwebend darunter eine gelbe (statt rote) Lilie; in II wieder der Wolf in Graubraun, in seinen Vorderläufen ein gelbes (Mühl-) Rad; Feld III gespalten, darin vorn ein gespaltener, dunkelbrauner Adler mit gelbem Schnabel, hinten zwei graublaue Balken (= v. Schreibersdorf?); Feld IV ist geteilt, oben ein wachsender, dunkelbrauner Adler, unten eine graublaue Schachtung (= v. Kreischwitz?). Zwei Spangenhelme mit Halskette in Graublau, Gelb und Rot, auf I ein offener, brauner Flug, auf II vier Federn, wechselnd in Gelb und Dunkelbraun, davor ein wachsender, rotbrauner Wolf. Helmdecken in Mangan, Blaugrau, Rot und Dunkelbraun. Als Schildhalter zwei sehr große, dunkelbraune Adler mit gelben Schnäbeln und Fängen, mit denen sie zwei gekreuzte Fahnenstangen halten mit gelber Lanzenspitze, die Fahnentücher in Braun mit etwas Purpur; unter dem Wappen zwei gelbe Trommeln, zwei Kanonenrohre in Grau und Gelb sowie zwei Gewehrläufe in Blaugrau und Braun. Die Wappenmalerei im Brand leicht craqueliert sowie vor dem Brand unten teilweise ein wenig verwischt.
Alter, aufgelöteter Zinnreif am Fußrand. Henkel wegen eines Sprungs mit Zinn stabilisiert: zwei riemchenförmige Schlaufenbänder, miteinander verbunden auf dem Henkelrücken durch einen gesträhnten Steg. Darauf oben angelötet die Deckelhalterung mit einem weiteren Schlaufenband: Wohl erst um 1900 zugefügt ebenso wie der Kannendeckel an scharfkantigem, drei(!)teiligem Scharnier. Der Zinndeckel von einem runden Krug übernommen, über zwei Godronnierungsleisten verjüngt und oben abgeplattet; vorn an diesen hier beschnittenen Deckel angelötet eine dreieckige Bedachung der Kannenschnauze; balusterförmige, waagrecht kannelierte Daumenraste.
Standfläche: ca. 7 mm zur Mitte hin eingefallen, so daß sich ein Standring ergibt, mit einer Drahtschlinge azentrisch von der Drehscheibe abgeschnitten; die Glasur von der Standfläche abgewischt bis auf Reste in den Schneidrillen sowie einen großen, annähernd runden Glasurfleck mit rechteckiger mittlerer Aussparung, darauf in Mangan (= Scharffeuer) aufgemalt als Manufakturmarke ein ligiertes 'CT', das C dicker als das T (11 x 17 mm).
Vom Wandungsansatz abgesetzter Gefäßfond (Dm. ca. 8 cm), minimal aufgewölbt. Auf der Innenwandung der Kanne kräftige Drehrillen, zartere auch unten in der Außenwandung. Wandungsstärke ca. 7 mm (und mehr?). Tiefe, gerundete Fußschnürung. Gestreckter Gefäßbauch. Kurzer, nach oben leicht geweiteter Zylinderhals mit gerundetem Mündungsrand, der vorn zu einer ca. 3 cm weit auskragenden, oben offenen Ausgußschnauze in leichtem Konkavschwung und ohne Absätze ausgezogen ist.
Sehr großer, anbossierter, breiter Bandhenkel in Ohrform; seine Innenseite glatt und flach; auf seinem Rücken eine flache Bandauflage mit gerundeten Kanten; bis zu ca. 4,5 cm breit. Sein unterer Ansatz zur Versteifung ungewöhnlicherweise aufgeschlitzt und somit doppelt übereinander auf die Wandung auflaufend, der obere Steg ebenso wie der obere Henkelansatz breit zu gegenständigen Rocaillen ausgezogen; der untere Henkelsteg in zwei große gespreizte Rocaillen auf die Wandung ablaufend.
Auf der dem Henkel gegenüberliegenden Seite des Gefäßbauches wird durch kräftige Rocailleauflagen, die bis zu 2 cm hoch aufstehen, ein fast kreisrundes, ein wenig gedrücktes Kartuschenfeld gebildet (ca. 18 x 20 cm) mit unregelmäßig gewulstetem Rand. Die Rocailleauflagen strahlen nach außen unregelmäßig ab und sind vermischt mit schilfartigen Blättern, in die sie teilweise auch auslaufen. Gleichartig abstrahlende Rocaillen ebenfalls seitlich am Ansatz der Gefäßschnauze am Kannenhals. Die rippigen Rocaillen vor oder nach dem Schrühbrand von Hand aufmodelliert, gefiedert und gelappt, an den beiden oberen Wandungsansätzen des Henkels auch zinnenförmig getreppt. Die Glasur um die Rocailleauflagen stellenweise schlecht geflossen.
Lederfarbener Tonscherben. Dicke, milchige, minimal grau- bis gelbstichige Glasur ohne Krakelüren.
Relativ sparsam bemalt mit bunten, teilweise nicht ganz ausgefeuerten Muffelfarben:
Auf den Rocailleauflagen ein heller und dunkler, rötlicher Purpur bzw. dünnes, schmutziges Sandgelb, vielfach strichelnd 'angespitzt' und gepunktet, mit brauner, nicht ausgefeuerter Zeichnung, die bei dünnem Auftrag grau ist. Die Blattauflagen staffiert in blaustichigem Grün mit brauner Zeichnung. In den seitlichen Rocaillen in mittlerer Höhe des Kartuschenrahmens auf der einen Seite mehrere gelbe, auf der anderen Seite manganbraune bzw. gelbe, runde bis ovale Scheintraforierungen.
In schlecht ausgefeuerten und deshalb meist stumpfen Muffelfarben im Zentrum des Kartuschenfeldes ein Wappenschild (ca. 11,5 x 12,5 cm) mit kleinen seitlichen Einbuchtungen, quadriert, der aufgelegte Herzschild mit gelber, siebenzackiger Krone belegt. Herzschild gespalten, vorn ein aufwärts springender, manganfarbener (statt roter) Wolf, hinten ein roter Balken (= Stammwappen der v. Hohenhausen); in I zwei gelb gekrönte, rot gekleidete, armlose Brustbilder, die grauen Gesichter mit brauner Zeichnung, schwebend darunter eine gelbe (statt rote) Lilie; in II wieder der Wolf in Graubraun, in seinen Vorderläufen ein gelbes (Mühl-) Rad; Feld III gespalten, darin vorn ein gespaltener, dunkelbrauner Adler mit gelbem Schnabel, hinten zwei graublaue Balken (= v. Schreibersdorf?); Feld IV ist geteilt, oben ein wachsender, dunkelbrauner Adler, unten eine graublaue Schachtung (= v. Kreischwitz?). Zwei Spangenhelme mit Halskette in Graublau, Gelb und Rot, auf I ein offener, brauner Flug, auf II vier Federn, wechselnd in Gelb und Dunkelbraun, davor ein wachsender, rotbrauner Wolf. Helmdecken in Mangan, Blaugrau, Rot und Dunkelbraun. Als Schildhalter zwei sehr große, dunkelbraune Adler mit gelben Schnäbeln und Fängen, mit denen sie zwei gekreuzte Fahnenstangen halten mit gelber Lanzenspitze, die Fahnentücher in Braun mit etwas Purpur; unter dem Wappen zwei gelbe Trommeln, zwei Kanonenrohre in Grau und Gelb sowie zwei Gewehrläufe in Blaugrau und Braun. Die Wappenmalerei im Brand leicht craqueliert sowie vor dem Brand unten teilweise ein wenig verwischt.
Alter, aufgelöteter Zinnreif am Fußrand. Henkel wegen eines Sprungs mit Zinn stabilisiert: zwei riemchenförmige Schlaufenbänder, miteinander verbunden auf dem Henkelrücken durch einen gesträhnten Steg. Darauf oben angelötet die Deckelhalterung mit einem weiteren Schlaufenband: Wohl erst um 1900 zugefügt ebenso wie der Kannendeckel an scharfkantigem, drei(!)teiligem Scharnier. Der Zinndeckel von einem runden Krug übernommen, über zwei Godronnierungsleisten verjüngt und oben abgeplattet; vorn an diesen hier beschnittenen Deckel angelötet eine dreieckige Bedachung der Kannenschnauze; balusterförmige, waagrecht kannelierte Daumenraste.
BV038537807
Zum Objekt: Rainer Rückert, Sulzbacher Fayencen: Eine Wappenkanne mit Muffelfarbendekor, in: Keramos Heft 128, Düsseldorf 1990, S. 35-48
Taxonomy
Kanne