Collection

Becher mit Schnittdekor

Artist
Locality
Nürnberg (Glasschnitt), Böhmen (Becher) / Mitteldeutschland (Becher)
Date
Material
Glas, geblasen, geformt, geschnitten, geschliffen
Dimensions
H. 12,2 - 12,3 cm, Dm. 7,7 (unten) 10,4 (oben) 0,4 (Wandung) 0,10 (Boden, ca.)
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
92/206
Relation
Acquisition
Ankauf 1992

Konischer, dickwandiger Becher mit Schnittdekor aus gelbstichigem, entfärbtem Kreideglas, klingend. Zahlreiche winzige Luftbläscheneinschlüsse, auch größere Steinchen. Geblasen und geformt. Dekor in teilweise recht tiefem, mattem Glasschnitt.
Dickwandiger, schwerer, mäßig konisch nach oben geweiteter, runder Glasbecher auf dickem, flachem Boden. Die Kanten des Mündungsrandes stark gerundet verwärmt, ebenso die Kante des Bodenrandes. Der Fond leicht gemuldet. Auf ebener, runder Standfläche mit leichter Kehlung (mit Apfelsinenhautstruktur) vor dem Rand; der Abriß in der Mitte durch ornamentalen Mattschnitt über Tiefschliff entfernt.
Auf der gesamten Außenwandung teilweise recht tiefer, matter Schnittdekor:
Auf den beiden Schauseiten, genau einander gegenüberliegend, zwei Rundmedaillons in Form einer dünnen Kreislinie (Dm. ca. 7,8 mm), jeweils gefüllt mit einer szenischen Darstellung; in der oberen Hälfte außen umringt von Schrift; beide Medaillons aufliegend auf sowie seitlich umrandet von Lorbeer- und Ölbaumzweigen.
Seite A: Im Medaillon in Abbreviatur eine Landschaft. Das Terrain füllt fast ganz die untere Hälfte des Medaillons; schematisch angedeutet sind Gras, kleine Stauden und Büsche; links ragt ein schräg aufwachsender Baum mit Blattgruppen bis zum oberen Medaillonrand auf. Im Zentrum des Medaillons, überdacht von dem Baum, der hl. Georg auf nach rechts sprengendem Pferd, gekleidet in der Tracht des späten 17. Jahrhundert, mit Hut und Reiterstiefeln, vor der Satteldecke des Heiligen eine Pistole in einem Halfter; der Mann schaut zum Betrachter des Glases hin; einem vor ihm am Boden stehenden, nach links gerichteten, geflügelten Drachen mit dünnem Pfeilschwanz stößt der hl. Georg seine mit beiden Händen gehaltene Lanze in den Rachen. Schriftrand in Antiqua und Fraktur: 'VIVAT in Gesundheit georg Clausner'.
Das Medaillon seitlich gerahmt durch je zwei große Zweige: Palmzweig mit schilfartigen Blättern bzw. ein Ölbaumzweig mit kurzen Lanzettblättern und kugeligen Früchten. Die Blätter dieser Äste um die beiden Medaillons überschneiden sich in der Mitte zwischen beiden Schauseiten.
Seite B: Ähnliche Landschaft wie zuvor, jedoch mit großem Laubbaum im Zentrum, gegen dessen Stamm zwei Männer in der Kleidung des späten 17. Jh. mit Äxten einschlagen. Vorn unten am Rand ein nach links fliehender Hirsch, verfolgt von einem Strichmännchen mit Lanze. Das Terrain wie zuvor. Schriftrand in Fraktur: 'Neben Georg dernberger und Cristof benckel'.
Georg Clausner demnach mit dem hl. Georg verbunden, die Holzfäller sind Georg Dernberger und Christoph Benckel. Das Stadtarchiv Nürnberg kann in den Jahren 1671 und 1686 einen Nürnberger Rindermetzger Georg Clausner nachweisen (A 1 Urkundenreihe sowie B 14/I LL Grundverbriefungsbücher).
Der Medaillondekor auch in der Technik des Schneidens, etwas ungelenk, an den Rändern teilweise leicht ausgefranst; in der Abbreviation fast volkskunstartig. Im Gegensatz hierzu wurde das Astwerk (vielleicht von anderer Hand?) sehr viel routinierter eingeschnitten.

Taxonomy

Becher

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