Collection

Tabatiere mit Veduten von Meißen und Dresden

Artist
Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
um 1740
Material
Dose: Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold; Montierung: Kupfer, vergoldet
Dimensions
Dose: H. (gesamt) 4,1 cm, H. (Gefäßrand) 3 cm, B. 7 cm, T. 6,2 cm, G. (gesamt) 98 g; Deckel: H. 1,4 cm, B. 6,4 cm, T. 5,8 cm
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 717
Relation
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Dr. Rückert, 1992 / Allseitig faconnierte Schnupftabaksdose mit anmontiertem Deckel. Dosenteil ausgeformt als oben offenes Kästchen. Abgeflachter Boden (5,2 x 4,4 cm), zur Mitte gut 1 mm tief eingefallen, entsprechend leicht aufgewölbt der flache Fond. Rückseite (unter dem Klappscharnier) zu einer langen Geraden abgeflacht, vorn auf der Gegenseite Ausbuchtung zwischen kleinen Einbuchtungen, die vier Ecken als entsprechende, kleinere Bögen, zwei von ihnen (neben der Abflachung) asymmetrisch geschwungen, in der Mitte der Schmalseiten kleine kräftige Einbuchtungen. Am Bodenrand Abschrägung von 1 bis 1,5 mm Höhe, so daß der Boden wie eine aufgelegte Platte wirkt. Oberer, von der Montierung großenteils verdeckter Dosenrand an der Außenseite abgetreppt einspringend, seine unglasierte, kaum sichtbare Oberseite breit abgeflacht. Dosenwandung in den zwei unteren Dritteln der Höhe kräftig ausbuchtend (bombé), im oberen Drittel eine große einspringende Kehlung, beides im Knick voneinander abgesetzt. Außenwandung dem ein- und ausschwingenden Bodenrand entsprechend auch senkrecht faconniert: Je eine tiefe Einbuchtung in der Mitte der Schmalseiten, in den Diagonalen schmale Wulstbänder; dadurch Bildung von sechs ungleich großen, länglichen, allseitig geschwungenen Feldern. Innenwandung in stark vereinfachter und weich verschliffener Faconnierung, Fondrand glatt und weich in die Wandung überführt. Deckel als kissenförmig aufgewölbte Platte, der Dosenform entsprechend faconniert, Unterseite etwa 6 mm tief gemuldet. Am Rand der Oberseite (5,5 x 4,7 cm) breite, unten von der Montierung verdeckte Abschrägung, anscheinend als Karniesprofil. Rand der Unterseite des Deckels breit abgeflacht, den Masseporen nach zu schließen glatt geschliffen (vom Maler überdekoriert).Dekor: Alle Außenseiten des Dosenteils sowie beide Seiten des Deckels reich bemalt mit kräftigen Muffelfarben, Bordüren und Ränder in Gold. Auf dem Deckel zwei Veduten, außen eine Ansicht von Meißen über die Elbe von Süden her, auf der Innenseite Blick auf Dresden über die Elbe von Westen her. Beim Deckelbild mit dem Meißener Burgberg vorn ein Elbuferstreifen in Gelbgrün und zartem Gelb sowie rötlichem Braun über dunkelbraunem Vordergrund mit zwei großen Quadern; darauf neun Miniaturfiguren, darunter zwei Damen und ein kleines Mädchen in rotem bzw. purpurnem Mantelkleid, ähnlich drei Kavaliere mit schwarzem Dreispitz neben ihnen, die Männer ganz links in Braun und Violett, mit schwarzen Hüten. Rechts am Ufer in Brauntönen Kahn mit zwei Männern und Warenbündel. Im schieferblauen, mit Purpur unterzeichneten Wasser am Ufer drei braune Pferde, auf dem vorderen ein Mann in rotem Kamisol. Links auf der Elbe Segelkahn und zwei Ruderboote in Braun-camaieu, Schifferkleidung in Eisenrot und Purpur. Weitere derartige Segelboote und Kähne rechts auf dem Fluß und an der gegenüberliegenden Flußlände in Braun und zartem Gelb, vorn ein großer Holzstoß und etwa zwanzig Miniaturfiguren in bunter oder brauner Kleidung, viele davon nur gut 1 mm hoch, Felsabhang am Rand in Purpur. Die großen steinernen Pfeiler der mit Holz überdachten Brücke in bräunlichem Graugrün, Steilufer dahinter in Strohgelb über purpurner Zeichnung, an der Abbruchkante in Purpur eine Windmühle und Häuser; Hügel in der Ferne blaugrau über dünner, purpurner Zeichnung. Burgfelsen in Gelb- und Purpurtönen, bewachsene Flächen zart grün und gelb, deutlich die purpurnen Faschinen der Hangbefestigung, dazwischen knapp 1 mm große Staffagefiguren. Albrechtsburg strohgelb mit purpurner Zeichnung, Dächer in Eisenrot wie auch unten bei den Häusern am Flußufer; Dom und hintere Gebäude in schmutzigem Grau wie auch die Rauchfahne des Brennhauses der Manufaktur. Über den Schloßgebäuden eisenrote Vögel, am Himmel grau-blaue Wolken. Die Vedute eingefaßt durch eine schwarze, der Deckelform folgende Randlinie über einer goldenen, daran außen auf dem abgeschrägten Deckelrand eine goldene Spitzenbordüre in Miniaturmalerei: V-förmig gespreizt abhängende Hakenschnörkel über Punktprotuberanzen und winzigen Pfeilspitzen überkreuzen zwei größere gegenständige C-Bögen, die durch einen weiteren, jedoch stehenden V-Schnörkel über Goldpunkten verklammert sind; als Füllung winzige caudierte Punkte. Innenseite des Deckels samt Rand komplett bunt übermalt; außer dem halben Himmel kaum ausgespartes Glasurweiß sichtbar: Dresdener Elbufer im Vordergrund in gleicher Farbigkeit wie zuvor, darauf neun Personen, ein Reiter und zwei Hunde sowie eine zart gelbe Postsäule, deren Zeichnung sowie das Monogramm "AR" über winzigem Posthorn in Braun; Hüte, Zopfbeutel, Schuhe und Reiterstiefel der Männer schwarz, Reiter auf dem vom Rücken gesehenen Schimmel in purpurnem Leibrock, die anderen Männer in Eisenrot, Braun, Gelbgrün oder Violett gekleidet, Mantelkleider der beiden Damen in Purpur bzw. Gelbgrün, die zu einem Korb sich bückende Magd in Braun und Eisenrot, das kleine Mädchen in Schwarz, alles Inkarnat eisenrot; Hunde braun. Im schieferblauen, dicht mit purpurschraffen unterzeichneten Flußwasser vor der gelb-braunen Augustusbrücke mit schwarzem Brückenkreuz zehn Kähne und Segelboote sowie ein Floß mit Flußhütte in Braun- und Grautönen sowie etwas Gelb, Kleidung der vielen Bootsmänner im Vordergrund in Purpur und Eisenrot, die der hinteren in Grau und Braun. Uferbäume gelb- oder blaugrün mit dunkel durchschlagender Purpurzeichnung. Hinter dem Brückenkreuz in Graugrün die Frauenkirche; rechts neben der Brücke hinter der Stadtbefestigung das Dresdener Schloß in Braun- und zarten Gelbtönen, die Turmhaube grün; rechts auf dem glatt geschliffenen Dosenrand in Grauviolett die Kreuzkirche. Hügel des Elbsandsteingebirges viel zu nah und übertrieben hoch dargestellt, über dem Schloß in graubraunen, sonst in grünlichen und zart gelben Tönen über purpurner Zeichnung; am Horizont etwas eisenroter Dunst. Oben am Himmel grau-blaue Wolken (der häßliche, flache Dosenrand dabei geschickt übermalt) und ein Hauch Eisenrot, die vier Vögel graubraun. Innenwandung des Dosenteils komplett vergoldet und poliert. Auf der Randabschrägung des Bodens eine goldene Randlinie über schwarzer, fast ganz übergoldeter Ringlinie wie auch bei der Einfassung der sechs Rechteckfelder auf der ausbauchenden Wandung. Auf den vier senkrechten Wülsten in den Wandungsdiagonalen goldene, gefiederte Rollranken. In den zwei Einbuchtungen in der Mitte der Schmalseiten in Goldmalerei symmetrische Ranken dieses Typs um eine zentrale Blütenrosette, oben und unten in der Mitte Pfeilspitzen, Punkte und abhängende Kelchblüten. In der oben umlaufenden Kehlfurche der Außenwandung in Gold eine breit umlaufende, gefiederte Rollranke über goldener Ringlinie. Auf dem Dosenboden und den sechs Feldern der Außenwandung Parklandschaften mit Watteaufiguren in meist kräftigen Muffelfarben: Terrainhügel im Vordergrund in Brauntönen mit etwas Gelb und Grün, Bäume und Büsche über purpurner, durch Übermalung zumeist zu Graubraun veränderter Zeichnung, vorn in Gelb, hinten in Blaugrün; Inkarnat der Staffagefiguren eisenrot, Augen und Brauen in Grau bis Schwarz, Haare grau oder braun. Auf dem Dosenboden vor einem Weidenbaum und einer ebenfalls braunen Spitzpyramide ein bildparallel am Boden sitzendes Paar mit nach links ausgestreckten Beinen: vorn ein junger Mann, Jacke und Kniehose eisenrot mit strohgelben Aufhellungen, hell die Theaterhalskrause und Strümpfe, Schuhe fast schwarz wie auch der Hut, in seinem linken Arm eine braune Gitarre, der Blick auf den Betrachter gerichtet. Hinter ihm eine auf ihn schauende, junge Frau in purpurnem Mantelkleid, der vorn in der Schlitzung sichtbare Rock und das Hemd mit großen Manschetten in Mausgrau schattiert, am schwarzen Stecker ein rotes Schleifenband, in ihren Händen ein zusammengeklappter Fächer. Am Himmel grau-blaue Wolken. An der vorderen Terrainkante abhängende Grasbüschel. - vorn in der Mitte der Außenwandung vor brauner Mauer mit Kugel auf einem Eckpostament zwei kleine Mädchen: Das kleinere stehend nach links, Kopf zum Betrachter gedreht, in langem, eisenrotem Kleid mit schieferblauer Manschette, das Hals- und Brusttuch hell, in der herabhängenden linken Hand ein blaugrüner Hut (?); daneben am Boden kauernd ein älteres Mädchen in purpurnem Mantelkleid; der vorn in der Schlitzung sichtbare Rock mit graubrauner Zeichnung wie auch das Hals- und Brusttuch und die gefältelten Hemdmanschetten. - Im großen rückseitigen Feld vorn in der Mitte eine am Boden sitzende, nach links gerichtete, den Betrachter anschauende junge Dame in purpurnem Mantelkleid, der vorn sichtbare Rock rotbraun, helle Hemdmanschetten, am Hals eine schwarze Perlenkette. Hinter ihr stehend ein Kind in violettem Kleid mit hellem Halstuch wie auch die Hemdmanschetten. Vor ihm ein brauner Flechtkorb mit blauen Trauben in gelbgrünem Blattwerk, rechts hinter der Dame vielleicht ein Rebstock. Wolken wie bei den anderen Bildfeldern. - Rechts anschließend vor braunem Säulenpostament mit Vasenbekrönung ein bildparallel am Boden lagerndes Mädchen in mausgrau schattiertem Kleid mit eisenroten Manschetten, Hände an einem braunen, geflochtenen Korb mit purpurnen Blüten und gelbgrünem Blattwerk. - Links anschließend ein kleines Mädchen als Rückenfigur in rotbraunem, gelb gehöhtem Kleid, neben braunem Baumstrunk (?) mit großen gelbgrünen Blättern, auf dem grau gezeichneten Haar ein dunkelbraunes, etwas mit Gelb gehöhtes Käppchen, das Gesicht in verlorenem Profil. -Vorn links eine fast bildparallel mit den Händen am Boden aufgestützte, junge Frau in eisenrotem Kleid über hellem Hemd, die Schürze grau schattiert, auf dem braunen Haar ein grünliches Hütchen (vgl Kat.Nr. Inv.-Nr.: ES 1028 b: Dekor der Außenwandung der Tasse). - Rechts vorn ebenso, aber am Boden sitzend, im purpurnen Kleid über gelb-braunem Rack, unter den Schultern zwei eisenrote Bänder (?), am Hals eine schwarze Perlenkette; ganz links am Boden brauner Flechtkorb mit blauen Trauben in gelbgrünen Blättern.

BV002294747
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 1966: Meissener Porzellan 1710-1810. Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München, München 1966, Kat.-Nr. 811

BV012662786
Zum Objekt: Rainer Rückert, Meissen: Porzellan des 18. Jahrhunderts, Zürich 1977, Abb. Taf. 136

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 270, 424, Abb. S. 271, 272 (Detail), Kat.-Nr. 102

BV022425207
Zum Objekt: Manfred Bialucha, Sammler und Sammlungen im Landkreis München 1. Auflage, Landkreis München, Kreissparkasse München Starnberg (Hrsg.), München 2006, Abb. S. 20

BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2014-2015, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2016, S. 76-77, Abb. S. 77

BV045074093
Zum Objekt: Kat. Raffinesse im Akkord. Meissener Porzellanmalerei und ihre grafischen Vorlagen, Bd. 1-2, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hrsg.), Petersberg 2018, Kat.-Nr. 147c, 319c, 376f, 380l, 380m

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