Collection

Erdteilgruppe "Afrika" (Figur)

Artist
Modell: Johann Joachim Kändler, Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
Modell: um 1745/1747; Ausformung und Staffierung: um 1750/1770
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold
Dimensions
H. 28,7 cm, B. 24,1 cm, T. 15 cm, G. 3133 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 968
Relation
Inv. No. ES 966 - ES 969 (Große Erdteilgruppe)
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Dr. Rückert, 1991 / Dicke, längliche, fast rechteckige Sockelplatte mit leicht gewellten Rändern. Abgeflachter, unglasierter Boden, im Brand stark verzogen, Kanten weich gerundet. Die schmalen Seiten des Sockels unregelmäßig nach oben gerundet eingezogen, hier und auf der Oberseite vor dem Glasieren Parallelschraffuren eingraviert. Sockel reich belegt mit Blättern und acht Blüten unterschiedlicher Form, vorn an den Ecken auch kleine, à jour abstehende Ästchen. Auf der Sockelplatte nach links gerichtet und leicht nach hinten geschoben ein liegender Löwe mit scharf nach vorn gedrehtem Kopf und unter das linke Hinterbein gelegtem Schwanz mit buschiger Quaste, seine Vorderpranken mit den vier Zehen in den Sockelrand gekrallt, vom rechten Hinterbein nur der Schenkelansatz sichtbar; lange, zottige Mähne; Rachen halb geöffnet, Blick nach oben gerichtet. Quer auf dem Löwenrücken sitzt nach vorn gerichtet ein üppig aufgeputzter, männlicher Neger mit schräg nach oben gerichtetem Blick, sein rechter Fuß hinter dem linken Unterschenkel nur mit einer Zehe aufgesetzt, rechte Schulter zurückgezogen, Kopf halb zur linken Schulter gedreht. Zwischen den gespreizten Fingern der Hand des angewinkelten, rechten Armes ein Zepter von gedrechselter Form mit abgesetztem Griff und knotigem Ende; in der hoch erhoben ausgestreckten linken Hand ein Ährenoder Blattbüschel; an den Handgelenken und am Hals Perlketten, in den Ohrläppchen tropfenförmige Schmuckgehänge. Helmartige Kopfbedeckung in Form eines Elefantenhauptes ohne Unterkiefer, mit S-förmig gebogtem, aufgerichtetem Rüssel. Bekleidet mit großem faltigen, über die Schulter gehängtem Manteltuch mit edelsteinbesetztem Saum und Sonnenagraffe vorn auf der Brust, ein zweites Tuch über die Beine gelegt; gürtelartig unten die Brust einfassend, vorn in der Mitte hochgezogen ein reliefiertes, überreich mit Schmucksteinen besetztes Band mit daran abhängendem, reliefiertem Federrock. Strumpfartige, reliefierte Federbekleidung an einem Edelsteinband unterhalb des Knies auf den Unterschenkeln, die Zehen und Sohlen der Füße frei läßt. Formnähte sorgfältig verputzt; Schlund des Löwen als offenes Brennloch. Dekor: Blattbeleg des Sockels gelbgrün, Zweige unbemalt; alle Blüten mit gelber Mitte, ihre Blätter mit Purpur bzw. Eisenrot gestrichelt oder mit Blau bzw. Gelb (mit schwarzem Mitteltupfen) bemalt. Fell des Löwen in hellem Gelbocker untermalt und im gleichen, aber dunkleren Farbton dicht gestrichelt; Krallen und Innenseite der Ohren grauschwarz wie auch die Tüpfelung von Nase und Oberlippe samt Katzenschnurrbart; Lippen, Zunge, Rachen und Strichlein zwischen den Zähnen in gedämpftem Eisenrot; braune Augenzeichnung, Iris gelbgrün, die leicht gehöhte Pupille schwarz. Inkarnat des Negers in tiefem, glänzendem Schwarz, Perlketten weiß belassen, goldene Ohrgehänge, eisenroter Mund, braune Augen mit schwarzer Pupille. Elefantenhaube grau gestrichelt über zart graubrauner Untermalung, das Innere der Ohren in milchigem Rotbraun, braune Augenzeichnung mit schwarzer Pupille. Vegetabiles Büschel in der Negerhand zart gelb und (modern) gelbgrün, das Zepter vergoldet. Außenseite des Manteltuches unbemalt, Innenseite in milchigem Purpur, Saum außen in Gold gefranst, daran zwischen zwei Goldlinien mit Gold umrandete Schmucksteine in Purpur, Seegrün, Eisenrot, Gelbgrün, Blau und Zitronengelb; Sonnenagraffe vergoldet, ebenso der Brustgürtel einschließlich des oberen, in Blattformen gezaddelten Randes, mit weiß belassenem Perlsaum und bunt bemalten Schmucksteinen wie am Mantelsaum. Federkleidung mit Purpur unterzeichnet außer bei eisenrot bemalten Federn; wechselnd mit Purpur, See- oder Gelbgrün, Gelb, Eisenrot oder Emailblau bemalt und gestrichelt. Bänder unter den Knien als bunte, goldumzogene Schmucksteine wie zuvor. Auf dem ansonsten weiß belassenen Tuch über den Beinen Ornamentik in Form von Indianischen Blumenzweigen in purpurner Zeichnung, bei Übermalung mit Grün zu dunklem Grau verfärbt, das Blattwerk gelbgrün ausgemalt, die Blüten in dunklem und hellem Purpur mit goldenem Mitteltupfen.

BV005360445
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Kunsthalle, Köln, 18. Mai 1968 - 4. August 1968: Weltkunst aus Privatbesitz. Helmut May (Hrsg.), Köln 1968, Abb. 17, Kat.-Nr. E 40 b

BV014067181
Zum Objekt: Rainer Rückert, Zur Staffierung der Gesichter von Meissener Porzellanfiguren (Teil III), in: Keramos Heft 151, Düsseldorf 1996, S. 30

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 384 f., 436, Abb. S. 388, 366 (Detail), 390 (Detail), Kat.-Nr. 156

BV047101734
Zum Objekt: Andrea Polaschegg, Möglichkeitsraum Morgenland. Fürst Pückler im Schwerefeld orientalistischer Erfahrungswelten des 19. Jahrhunderts (Edition Branitz, Bd. 16), in: Fürst Pücklers Orient. Zwischen Realität und Fiktion, hrsg. von Marie-Ange Maillet u. Simone Neuhäuser, Berlin 2020, S. 24-45, S. 33, Abb. 5

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