Collection
Pantoffel
- Artist
- –
- Locality
- Venedig, Italien
- Date
- um 1510
- Material
- Goldleder, Ledersohle, Holzkern
- Dimensions
- H. 3,0 cm, L. 24,5 cm, B. 11,5 cm
- Location
- Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
- Inventory Number
- I 7 5
- Relation
- Inv. No. I 7 5 - I 7 6 (Pantoffeln)
- Acquisition
- –
Die an die spätmittelalterliche Trippe erinndernde, an der Ferse erhöhte und stegartig schmale Sohle (mit Holzkern) an den Seiten mit Goldleder überzogen. Die kurze, breite Zehenkappe in der charakteristischen Form des "Kuhmauls" schließt extrem flach und abgerundet. Der vordere Teil der Kappe aus feinem Goldleder ornamental durchbrochen in drei große, herzblättrige Rosetten innumgebendem Punktdekor; ursprünglich mit rotem Filz unterlegt, von welchem nur noch Fragemnte erhalten sind. Den Kappenrand ziert ein 2,8 cm breiter Streifen mit Durchbruchmuster aus doppelreihig angeordneten, in der Mittte eingezogenen Ovalen und gepreßtem, abschließendem Zackenrand. Der gleiche Durchbruchdekor aus Prunkrosetten und Ovalreihen sowie rautengemusterte Blindlinien zieren die Decksohle. 0,5 cm starke Laufsohle aus schwerem Rindleder. Am durchbrochenen Leder einige Fehlstellen; das Blattgold auf der Lederoberfläche zum Teil abgerieben. Wohl identisch mit dem im Jahr 1865 eingetragenen, vom Antiquar Michael Josef Seitz in München erworbenen Paar "Renaissance-Pantoffel". Die modisch breite Form der Kappe erscheint hier im Druchbruchmuster eindrucksvoll betont, wobei die Wirkung im farblichen Kontrast von Gold und dunklem Rot ins ausgesprochen Preziöse gesteigert wird. Pantoffel dieser Art, deren Sohlen noch die Herkunft von der mittelalterlichen Trippe verraten, währrend die Kappe der breiten Form des Renaissanceschuhs folgt, gehören zu einer Modeerscheinung, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts international anzutreffen ist. Dies belegt u.a. sehr schön ein unverzierter, glatter Lederpantoffel aus London, der im Schuhmuseum in Northampton aufbewahrt ist. Die Kappe des englischen Pantoffels wirkt gegenüber der zugehörigen, in der Mitte eingezogenen, zungenartigen Sohle noch überdimensionierter. Insgesamt ist der Pantoffel in Northampton in der Formgebung jedoch altertümlicher. Dagegen scheint das venezianische Paar im Bayerischen Nationalmuseum in der Art der stegartig geraden Sohle wie der ornamental aufgelösten Kappe sich nicht zuletzt auch an orientalischen Vorbildern zu orientieren. Man kann annehmen, dass Pantoffel dieser feinen Ausarbeitung im Hause getragen wurden. Ein schönes Beispiel eines spätgotischen Vorläufers eines solchen Hauspantoffels bietet die Darstellung der "Bathseba im Bade" von Hans Memling in der Staatsgalerie in Stuttgart; die bereits entkleidete Bathseba legt hier vor dem Bade ganz ähnliche Pantoffel mit schmaler Sohle, allerdings noch mit zugespitzter Kappe, ab. (AK BNM. Schuhe. 1991)
BV004672191
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 12. Dezember 1991 - 30. April 1992: Schuhe. Vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 1991, Abb. S. 25, Kat.-Nr. 6
BV044909515
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, 19.04.-29.07.2018: Bewegte Zeiten. Der Bildhauer Erasmus Grasser (um 1450-1518), Renate Eikelmann, Christoph Kürzeder (Hrsg.), München 2018, Kat.-Nr. 12
Taxonomy
Pantoffel