Collection

Steinschlosskarabiner (Vierfachwender)

Artist
Johann Andreas II Kuchenreuter
Locality
Steinweg (Gde. Regensburg)
Date
spätes 18. Jh.
Material
Nussbaumholz (Schaft), Messing (Beschläge, Abzugsbügel), Stahl (Lauf, Schloss)
Dimensions
L. 74,0 cm
Location
Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis
Inventory Number
93/1124
Relation
Acquisition
Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg

Der zu den ungewöhnlichsten Feuerwaffen in der Regensburger Gewehrkammer zählende Vierfachwender ist durch die Signaturen auf den Läufen und den Schloßplatten sowie durch die in die Läufe eingelassenen Prägemarken für Johann Andreas II Kuchenreuter gesichert, der hier ein wahres Meisterwerk der Büchsenmachertechnik geschaffen hat. Die vier gebündelten kurzen Läufe - alle mit eigener Batterie und Pfanne - sind um ihre Längsachse drehbar gelagert. Nach Lösung einer Sperre kann das Laufbündel mit einem einzigen Handgriff gedreht werden, so daß jeweils zwei Läufe vor den beiderseits des Schloßkastens befindlichen Hähnen stehen und abgefeuert werden können. Der Vierfachwender ermöglichte es, vier Schüsse fast gleichzeitig oder nur mit geringem Abstand abzugeben. Durch die Bündelung der Läufe wurde ein wesentlicher Nachteil des Vorderladersystems eliminiert: Der für jeden einzelnen Schuß erforderliche Ladevorgang, der im Interesse der Schußgenauigkeit sorgfältig durchzuführen war, brachte eine recht langsame Schußfolge mit sich. Daher führte der adelige Jäger gewöhnlich mindestens zwei Büchsen oder Flinten mit sich; während er selbst mit dem einem Gewehr schoß, konnte das andere vom Büchsenspanner geladen werden. Freilich fanden die Vierfachwender wegen ihrer komplizierten Technik wie auch wegen ihres hohen Gewichts nur geringe Verbreitung.
Vermutlich dienten sie auch kaum zur Jagd, sondern waren eher Selbstschutzwaffen. Charakteristisch für die Arbeiten von Johann Andreas II Kuchenreuter ist die äußerst solide Ausführung, die bei den Stahlschlössern und Messingbeschlägen auf jede Auszierung verzichtet und am Kolbenhals nur zurückhaltenden Schnitzdekor - in Form eines von Blattranken eingefaßten Schachbrettmusters - aufweist. Der im 1806 angelegten Inventar der Regensburger Gewehrkammer genannte Vierfachwender ist aus stilistischen Gründen um 1800 zu datieren.

BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 230, Abb. m. Abb. (Ausschnitt), Kat.-Nr. 155

Collection

Sammlung Thurn und Taxis

Taxonomy

Gewehr

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