Collection
Schwarzgrundiger Kaschmirschal
- Artist
- –
- Locality
- Europa
- Date
- zwischen 1820 und 1830
- Material
- Oberstoff: Seide, Wolle, Köperbindung 2/2, S-Grat, lanciert, beschnitten; Einfassband: Seide, Wolle, Köperbindung 1/2, S-Grat; Fransen: Wolle, Garn
- Dimensions
- H. (ohne Fransen) 134 cm, B. 140 cm
- Location
- Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
- Inventory Number
- 2015/200
- Relation
- –
- Acquisition
- Geschenk 2015, Privatbesitz
Wie der Name verrät, liegen die Ursprünge dieser Art von Textilien in Nordindien, wo die feine Kaschmirwolle in aufwendiger Wirkereitechnik zu bunten Schals verarbeitet wurde. Die Fertigung eines Stücks erforderte zwischen eineinhalb und drei Jahren Arbeitszeit. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die immens teuren Schals in Europa eingeführt und galten als Inbegriff des Luxus. Als Kaiserin Joséphine den Kaschmirschal schließlich zu einem Lieblingsaccessoire erkor, wollte ihn bald jede Frau tragen. Um dies möglich zu machen, begann in verschiedenen europäischen Ländern die Produktion eigener bunter Wollschals, allerdings in der Technik der Jacquardweberei. Durch dieses maschinelle Verfahren ließen sich preiswertere Modelle herstellen. Sie besaßen eine Seidenkette und bunte Wollschüsse, die an der Rückseite flottierten. Motivisch orientierte man sich dabei anfangs an den indischen Schals, und die Bezeichnung "Kaschmir" ging auf solche Musterungen über. Die Zentren der europäischen Schalproduktion lagen in Großbritannien und Frankreich, aber auch die Wiener Schals waren führend. Zunächst wurden "Longshawls" bevorzugt, was der schlanken Empire-Silhouette entsprach. Doch als um 1820 die Mode des frühen Biedermeier wieder stoffreicher und voluminöser wurde, kamen quadratische Schals auf. Der Kaschmirschal im Bayerischen Nationalmuseum stammt aus der Frühzeit dieses Typus, weist er doch noch nicht vier vollkommen gleichlange Seiten auf. In den schwarzen Grund sind Motive in Rot, Blau, Grün und Beige eingewebt: Um eine zentrale Rosette aus Palmetten und geometrisch gestalteten Bouquets erscheint in den vier Ecken je eine kleinere, von Blumenzweigen gerahmte Palmette; auch die flächige Randbordüre ist mit Blumenzweigen dekoriert. In die oben und unten angebrachte Wolleinfassung sind schwarze Wollfransen eingeknüpft, um auch in diesem Detail einen echten Schal aus Kaschmir zu imitieren.
BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2014-2015, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2016, S. 39, Abb. S. 39
Taxonomy
Schal