Collection

Kreuzigung Christi (Gemälde)

Artist
Locality
Allgäu
Date
1512
Material
Nadelholz, Malerei
Dimensions
H. 232 cm, B. 163,6 cm
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
MA 2722
Relation
Acquisition

In der Bildmitte dominierend das Kreuz Christi, dessen Querbalken nahe an den oberen Bildrand in den düsteren, sich nach unten aufhellenden Himmmel gerückt ist. Der mächtige Körper Christi ist mit einem ausflatternden Lendentuch bekleidet. Seitlich die beiden Schächerkreuze mit diagonal in die Bildtiefe weisenden Querbalken. Der zur Rechten Christi gekreuzigte Schächer wendet sich sprechend dem sterbenden Christus zu. Der zur Linken Christi gekreuzigte Schächer wendet sich ab (Lk 23, 39-43). Darunter vor niedriger, den Horizont abschließender Bergkulisse über einem See eine um die Kreuze verteilte Gruppe von beteiligten Personen, die am Bildrand jeweils von einem Soldaten in Landsknechttracht mit Lanze und Hellebarde flankiert werden. Links die von zwei Frauen, wohl Maria Salome und Maria Kleopha, hinterfangene Gruppe der von Johannes gestützten, zusammensinkenden Maria. An der rechten Seite des Kreuzesstammes ein fast ins Profil gedrehter, langbärtiger, sich auf sein Schwert stützender Mann,
wohl der römische Hauptmann. Dahinter drei Berittene und Männer mit Spottgebärden. Auf der Bodenschwelle unter dem Kreuzesstamm die Jahreszahl 1512. Die farbig ausgewogene Komposition der Bildtafel ist im Rückgriff auf verschiedene Bildquellen kompiliert. Altertümlich ist nicht nur die durch Körpergröße betonte Dominanz der drei Gekreuzigten, sondern auch die Akzentuierung der Gestalt Christi durch das helle Inkarnat des Körpers gegenüber der bräunlichen Hautfarbe der beiden Schächer. Neben zeitlich älteren Bildelementen, wie der Staffelung der Mariengruppe und der Landschaft mit der Burg hinter dem linken Schächerkreuz, die aus einer noch in das späte 15. Jh. reichenden Allgäuer Lokaltradition schöpfen - erwähnt sei eine Kreuzigungstafel in Privatbesitz von dem vermutlich in Memmingen tätigen anonymen Meister des Riedener Altars (Stange VIII, Abb. 245) - finden sich jüngere, der Druckgraphik und der Malerei Hans Holbein d.Ä. entnommene Formulierungen. Erwähnt sei nur die Drapierung des Lendentuches Christi,
die sich an dem Kruzifixus der um 1495 von Albrecht Dürer geschaffenen Albertina-Passion orientiert. In der Gruppe der Frauen sind auch Einflüsse der entsprechenden Gruppe auf der Kreuzigung der Großen Passion Dürers von etwa 1497/98 erkennbar. Die bärtige Männergestalt rechts neben dem Kreuz setzt die entsprechende Gestalt auf der Kaisheimer Kreuzigung von Hans Holbein d.Ä. von etwa 1500/1501 voraus (Kat.Mus. Gisela Goldberg, Staatsgalerie Augsburg, Bd. 1: Altdeutsche Gemälde, München 1978, S. 62-67, Abb. 29). Der Einfluß Holbeins bestimmt auch die stilistischen und malerischen Elemente der Bildtafel.

BV002943573
Zum Objekt: Mus.-Kat. Karl Voll, Heinz Braune, Hans Buchheit, Katalog der Gemälde des Bayerischen Nationalmuseums (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums; Bd. 8), München 1908, Kat.-Nr. 73

BV004629886
Zum Objekt: Mus.-Kat. Hans Peter Hilger, Alpenländische Galerie Kempten. Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums, München, BNM (Hrsg.), München 1991, S. 98-101 (mit Abb.), Kat.-Nr. 79

Taxonomy

Malerei - Gemälde

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