Collection

Oliotopf mit Kakiemon-Dekor

Artist
Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
um 1723/1726
Material
Hartporzellan, Unterglasurblau, Aufglasurfarben, Lüster, Gold
Dimensions
Terrine: H. 14,6 cm, H. (Gefäßrand) 10,2 cm, Dm. 16,6 cm, Dm. (unten) 6,4 cm, G. 416 g; Deckel: H. 5,6 cm, Dm. 14 cm, G. 172 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 306 a-b
Relation
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Form: Form der Terrine entspricht Kat.Nr. (ES 305). Unterschiede: Ringfuß nicht ausgestellt, innen 7 und außen 6 mm hoch, beidseitig vor allem auf der Innenseite keil-förmig von 5,5 auf 2,5 mm angespitzt; Kanten des nur 1 mm breiten, unglasierten Standrings durch Beschälen vor dem Brand abgefast. Durch-messer des flachen Bodens 5,6 cm. Falzring für den Deckel unglasiert, scharf-kantig, um 1,5 mm abgesenkt, der schräg nach innen abfallende Auflagering 3 mm breit. Maße der Vierkanthenkel genau gleich./Rückert, Dr. Rainer, 1992
Dekormuster: In Motiven und Farbigkeit sehr ähnlich Kat.Nr. (ES 305), jedoch von anderer Hand bemalt, dichter und unruhiger, ohne die lapidare Klarheit wie bei der anderen Terrine, die Rottöne mehr dominierend, kein Seegrün verwendet. Gefäßrand bemalt mit zartem, fast lüsterartigem Braun. Unten auf der Außenwandung rote, umlaufende Doppelringlinie, dreifach unterbrochen durch den obersten Teil der Standfüße. Darüber, fast gleichartig auf beiden Schauseiten, stehende Chinesin links neben zwei hintereinander gestaffelten Matten einer Reisighecke, aus der üppige Indianische Blütenstauden wachsen. Terrainangabe durch reiche rote Punktierung mit einigen dunklen Punkten in Rotbraun, durch rote und gelbe "Kiesel" sowie rote, überschnittene Bogenlinien. Vereinzelt auf dem Terrain auch kleine Unkrautstauden mit roten und gelbgrünen Blättern und kahlen, roten Fiederzweigen. Körper der einen "Langen Lijze" wieder nach außen gewandt, der der anderen nach innen, schlanker, der kobaltblaue Stoff mit goldener Ornamentik aus Kreisen, Punktgruppen und Flecken reicher gemustert, Gürtel rot wie auch die Zeichnung der einen sichtbaren Hand und der Gesichter unter rotem Haaransatz, das kappenartige Haar (?) tief schwarz. In der Hand der Chinesin mit roten Ohrringen ein bunter Blumenzweig; die andere Frau mit goldenem Ohrschmuck trägt ein gelbes Körbchen mit roter Zeichnung. Alle Matten der Hecke in Rot gezeichnet, die Bindung wechselnd in Rot und Purpur. Blumentypen und Farbigkeit der Indianischen Blütensträucher wie bei der anderen Terrine, alle Zweige mit einer Ausnahme jedoch in Eisenrot und dornig, der lange, geknickte Ast rechts wiederum in Gold über Unterglasurblau; Blätter vor allem in Gelbgrün, auch in Rot (statt Seegrün) oder in Kobaltblau mit goldener Zeichnung (einige plumpe Zweige sowie ein rotes Insekt mit dicken Strichen von einem Restaurator auf Bruchlinien zugefügt). Gold nur bei Kobaltblau verwendet. Je ein größeres, schmetterlingsartiges Insekt nahe den Henkeln, das eine in Rot-camaieu, das andere in Rot, Purpur und Zitronengelb. Es fehlen die rosettenförmigen, vielblättrigen Chrysant-hemenblüten in chinesischer Art, dafür eine große spitzblättrige Chrysanthemenblüte in Seitenansicht, links darüber eine purpurne, rot bewimperte Nelkenblüte mit gelbem Mitteltupfen; rote und gelbe Kugelknospen. Auf beiden senkrechten Henkelrücken in Eisenrot je eine längliche, simpel stilisierte Chrysanthemenblüte in Aufsicht, umgeben von sechs Punkten. Gleichförmig außen auf den drei Füßen, ebenfalls in Rot-camaieu, je ein Blattstiel mit einer Rosettenblüte mit weißen Blütenblatträndern in chinesischer Art. Oben auf dem Gefäßrand sechzehnteilige Ornamentbordüre, die acht kobaltblauen Flügelornamente mit goldener Zeichnung fast genau wie bei Kat.Nr. (ES 305), unten jedoch gestützt von zwei roten Stegen, das Feld dazwischen rot gepunktet, in seiner Mitte eine gelbgrüne, halbkreisförmige Scheibe mit rotem Band am Rand. Zwischen den blauen "Flügeln" ein großer ovaler, rot umrandeter Tupfen in Gelbgrün, darüber und darunter ein roter Tupfen, oben seitlich daran zwei rote Spiralschnörkel. Alternierend dazwischen jeweils ein anderes Ornamentmotiv als bei der genannten Terrine: unten zwischen roter Punktierung gelbgrünes Feld, seitlich von roten Bändern gerahmt, darüber eine gelbe, fünfblättrige Prunus-Rosette zwischen zwei überschnittenen, roten Prunus-Rosettenblüten mit gelbem Mitteltupfen, gerahmt von symmetrisch angeordneten, roten Spiralranken mit Dornen in chinesischer Art. Einsetzdeckel, glockig mäßig hoch aufgewölbt. Falzring nur knapp 2 mm hoch, beidseitig keilförmig angespitzt, der leicht gerundete Standring 2 mm breit. 8 mm weit waagrecht abstehender Auflagerand, von dem die Glasur weitgehend abgewischt wurde. 3 mm dicker, auch auf der Oberseite waagrecht 9 mm weit abstehender Deckelrand mit leicht gerundeten Kanten. Kalotte in flacher Glockenform aufgewölbt mit knaufartig ausgezogener Spitze mit oberem Wulstrand. Innenseite der Außenwandung entsprechend, Durchstich in der Spitze geschlossen durch aufgarnierten, 15 mm hohen Knauf in stark gequetschter Balusterform, unter der tiefen Schaftschnürung eine kleine, schräg gekantete Rundplatte, oben als niedriger Aufsatz ein stöpselförmiger Auszug. Knauf bemalt mit wolkigem, wäßrigem Kobaltblau, oben auf der Baluster-abplattung in Gold achtteilige Strichrosette, dazwischen Punkte. Am Deckelrand wie beim Gefäß Farbband in zartem, fast lüsterartigem Braun. Vor dem Knick zwischen Deckelrand und Kalotte doppelte Ringlinie in Eisenrot. Umlaufend auf der Kalotte in chinesischer Art stilisierte Gartenlandschaft unter reicher, flächiger Verwendung von kupferfarben schillerndem Lüster, der bei Nichtreflexion in metallischer Art als kakaofarbene Wölkung auf zart lila Untermalung erscheint: Über getüpfelter und gestrichelter Terrainangabe in hellem und tief dunklem Eisenrot nach links laufender Chinesenbub mit großen kobaltblauen, goldumrandeten Schuhen, in rotem Kittel mit gelbem Gürtel, Kragen und Brustsaum, die purpurnen Hosen rotumrandet Hände und Kopf roter Zeichnung, die drei Haarbüschel tief schwarz; der Bub hält eine lange, rote Schnur, die zwischen zwei gelbgrünen Blättern in eine rote, mit Lüster gefüllte Blüte mit drei roten Grannen ausläuft. Links unter dem Kind rote Grasbüschel und Halme. Links anschließend in der Mitte eines vielteiligen Motivs hoher Zierfels, zumeist in rot umrandetem Lüster, links unten auch in gestricheltem Braun und Gelb, bekrönt von zwei dornigen, roten Zweigen; rechts daneben Ecke eines roten Gartenzaunes sowie pagodenartiger Turm, oben und unten mit roten, in der Mitte mit gelbgrünen Tragbalken, dazwischen drei übereinander gestaffelte, bunte Rauten mit kleinen roten "Antennen", die untere rot mit gelbgrüner und purpurner Spitze, die beiden oberen in rot umrandetem Lüster mit purpurner Spitze, als Aufsätze rote Blätter und eine höhere rote "Antenne". Links vom Felsen chinesischer Gartenzaun in rot umrandetem Lüster; Terrain und steife, distelartige Stauden in Eisenrot; darüber schmetterlingsartiges Insekt in Purpur und Gelb mit roter Zeichnung. Links davon, gegenständig zum Chinesenbuben, kobaltblauer, gestreckt fast kriechender Löwe mit robbenartigem Kopf, goldumrandet, die gelbe Tüpfelung auf Kopf und Rücken durch das Blau grünlich verfärbt, das Auge ein Lüstertupfen, Haarbüschel rot, der kobaltblaue, dreifach mit Gold betupfte Schwanz rot behaart. Terrain unter dem Tier rot getüpfelt, dazu rote, überschnittene Bogenlinien und gelbe "Kiesel" und Tupfen. Seitlich vom Löwen je ein größeres gelbgrünes, rot umrandetes Dreiblatt, am linken ein roter, dorniger Zweig. Links anschließend drei bunte, gestaffelte Rauten mit roten Kugelfüßen, unterer Rand sowie der Farbtupfen in der Spitze zitronengelb, beide unteren Rautenfelder in Lüster, das obere in Purpur; rote "Antennenaufsätze". Links darunter gereihte, rote Fiederzweige hinter lüster-farbenem, rot umrandetem Zaun, daran rechts ein rotes Zaunkreuz und dahinter eine rote, dornige Staude mit zwei roten und zwei purpurnen Rosettenblüten mit gelbem Mitteltupfen./Rückert, Dr. Rainer, 1992

BV002294747
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 1966: Meissener Porzellan 1710-1810. Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München, München 1966, Abb. Taf. 70, Kat.-Nr. 268

BV010694234
Zum Objekt: Masako Shono, Japanisches Aritaporzellan im sogenannten "Kakiemonstil" als Vorbild für die Meissener Porzellanmanufaktur, München 1973, S. 60, Abb. 131

BV038209501
Zum Objekt: Claus Boltz, Die wöchentlichen Berichte über die Tätigkeit der Meissner Dreher und Former vom 6. Juni 1722 bis 31. Dezember 1728, in: Keramos. Zeitschrift der Gesellschaft der Keramikfreunde e.V. Düsseldorf Heft 178, Düsseldorf 2002, S. 3-147, Abb. 87

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 419, Abb. S. 216, Kat.-Nr. 80

BV040748200
Zum Objekt: Mus.-Kat. Julia Weber, Meissener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern Bd. 1-2, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2013, Kat.-Nr. 34

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