Collection

Essig- oder Ölkännchen mit dem Monogramm des Kurfürsten Clemens August

Artist
Modell: Johann Joachim Kändler (?), Modell: Johann Friedrich Eberlein (?), Maler: Johann Gottfried Klinger (?), Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
Modell: 1742; Ausformung und Bemalung: 1742
Material
Kännchen: Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold; Montierung: Silber, vergoldet
Dimensions
Kännchen: H. (gesamt) 17,4 cm, H. (Gefäßrand) 14 cm, B. 13,7 cm, Dm. (oben) 5,6 cm, Dm. (unten) 6,4 cm, G. 394 g; Deckel: H. 3,9 cm, Dm. 5,7 cm, G. 54 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 561 a-b
Relation
Inv. No. ES 560, ES 561 a-b, ES 1549 (Tafelservice)
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Dr. Rückert, 1992 / Kleine schlanke, ausgeformte Kanne mit birnförmigem Bauch, senkrecht waagrecht plastisch gegliedert. Schwach sichtbare, senkrechte Formnähte links vom Henkel und links neben dem Ausguß. Boden des Hohlfußes unglasiert, bis zu 3 mm Tiefe eingefallen, mit sehr feinen, konzentrischen Drehrillen. Außenseite des Fußes wie die gesamte Außenwandung der Kanne senkrecht faconniert durch sechs in der Mitte wieder eingezogene Ausbuchtungen analog zu den Tellerrändern des Services, also durch sechs schmale, vertikale Furchen zwischen sechs breiteren. Fuß durch tiefe, weiche Schnürung schräg ausgestellt, sein unterer, zwölffach gewellter Rand um eine kleine Kehlfurche doppelt gewulstet unter leicht verschliffener Abtreppung. Das Innere des Fußes entsprechend trompetenförmig gehöhlt, an der engsten Stelle auf ca. 3 cm Durchmesser geschnürt; Gefäßfond abgeflacht. Am Ansatz des Gefäßbauches über der kehligen Schnürung drei knappe Abtreppungen, die beiden oberen dicht beieinander. Kannenbauch als mäßig gestauchte Kugel. Weiter, hoher, konkav eingezogener Hals, durch ein dickes Wulstprofil unter kleiner Kehlfurche überhängend auf der Schulter abgesetzt, akzentuiert durch sechs plastisch aufliegende, abhängende, siebenfach godronnierte Palmettmuscheln als Klammern zwischen Hals und Gefäßbauch. Hals etwas über der mittleren Höhe durch unten leich abgetreppten Wulstring quasi geschnürt, Mündungsrand im Viertelstabprofil über seichter Kehlung betont ausladend. Oberer, an beiden Kanten gewellter Rand auf 4 bis 5 mm Breite abgeflacht, Kanten gerundet. Obere, konisch geweitete Hälfte des Kannenhalses auf der Innenseite durch zwölf Furchen kanneliert. Seitlich angarniert ein in drei Bögen geschwungener Ohrhenkel in kantiger Bandform, senkrechte Formnaht innen in der Mitte: oben am Wandungsansatz kurzer, hakenförmiger, seitlich gekehlter C-Schwung, vor der Wandung nach oben etwas aufgerollt; Mittelbogen konvex aus buchtend, beide Enden nach innen eingerollt, oben am Ansatz aufgelegtes Akanthusblatt mit aufgerollter Spitze, abhängend dahinter auf dem Rücken eine sechsfach paarig durch gehöhlte, längliche Blätter gefiederte Blattauflage mit knollig abstehender Spitze, Innenseite die Mittelbogens zur Mitte hin minimal angespitzt, die am unteren Bogenende unbelegte Außenseite durch kleine Wulstung in der Mitte reliefiert; unterer Bogenschwung gegenläufig, mit aufgerollten Enden, außen auf seiner unteren Volute ein reliefiert abhängendes Akanthusblatt mit aufgerollter Spitze. Anbossiert auf der Gegenseite zum Henkel ein hoher, bogenförmig ausschwingender Röhrenhals über nicht sichtbaren, mehrfachen Wandungsdurchstichen: Außen seitlich abgeplattet, Rücken und Unterseite in der Mitte gewulstet; mit reliefiertem Tierkopfausguß, Schnabel oder Rachen weit aufgesperrt und seine Kanten gerundet, je ein abhängendes, flach reliefiertes Akanthusblatt auf Stirn und Nacken sowie in der Halskehle, tiefe Augenhöhlen, reliefiertes Oberlid, runde Iris; das Rohr wächst unten aus einem 4,8 cm hohen Fratzenkopf, eingezwängt von zwei S-förmigen Volutenstegen am Wandungsansatz, der Kopf als alter Faun mit angespitzten Ohren, die lange Zunge asymmetrisch herabhängend, mit langem Vollbart und langer, spitzer Nase, über der Stirn zwischen Bockshörnern ein siebenteiliges Palmettdiadem. Dekor: Schmale goldene Ringbänder außen in der Kehlfurche des Fußrandes, in der Mitte der Fußschnürung; am Gefäßhals in der Kehlfurche über dem unteren Wulstprofil, auf dem mittleren Wulstring sowie um den Mündungsrand. Muschelauflagen vergoldet, ebenso die Stege seitlich am Henkel und zumeist seine Blattauflagen, goldene Perlketten in deren Mitte, ein Goldtupfen auf der oberen Einrollung des untersten Bogenschwungs. Volutenstege neben dem Fratzenkopf und sein Diadem vergoldet, ebenso der Mündungsrand des Ausgusses und beide Blattauf lagen, die obere mit drei abhängenden Perlketten, eine weitere, stehende über dem Diadem; auf Nase und Backenknochen des Tierkopfes Bogenstriche, je einer über einem Goldtupfen auch im Auge. Kopf des Fauns mit kräftig eisenrotem Inkarnat, Stirnbinde in milchigem Purpur mit dunkleren Rände Bart und Brauen grau gestrichelt, in Eisenrot die Zunge, die Lippen und ein Tupfen in der Tränengrube der rotbraun umrandeten Augen, schwarze Pupille in rotbrauner Iris, rotbraunes Strichlein in den Nasenlöchern. Muffelfarbendekor auf der Außenwandung in schwachem Grau zumeist breit ombriert. Auf dem Gefäßbauch unter dem Faunskopf gleiches Monogramm wie bei Kat.Nr. (Inv.-Nr.: ES 1549); links vom Henkel in der Mitte große gestrichelte Tulpe, außen in dunklem auf hellem Purpur, innen zart gelb mit rotbrauner Zeichnung wie auch die vier Staubblätter, ihr Fruchtknoten sowie der Stiel und seine Blätter, auch die Kelchblätter der beiden purpurnen Knospen in Blaugrün mit schwarzer Zeichnung; links daneben grau-schwarzer Zweiflügler oder Käfer mit eisenrotem Körperende, rechts ein Käfer, sein Körper in Gelb, Purpur und Rotbraun. Tief unter dem Henkel Maikäfer in Schokoladebraun und Schwarz. Auf der Gegenseite drei eisenrote Blüten, Stiel und die zart gelb geränderten Blätter gelbgrün; links daneben rot-schwarzer Marienkäfer, rechts Ameise in Schokoladebraun. Auf dem Gefäßhals über der Tulpe ein Spinner aus der Ordnung der Schmetterlinge, mit schokoladebraunem Körper und zwei blaugrünen Flügeln, wieder mit schwarzer Zeichnung; auf der Gegenseite ein Falter, Flügel vorn purpurn, in der Mitte zart gelb, mit schwarz umpunkteten, eisenroten Tupfen, hinten schwarz auf Grau schraffiert, darüber erneut ein rot-schwarzer Marienkäfer, oben auf der Gegenseite rechts eine schokoladebraune Ameise, links ein gelber Käfer mit grauschwarzer Binde in der Körpermitte. Auf dem Kannenfuß rot-schwarzer Marienkäfer und schokoladebraune Ameise. Aufsetzdeckel in der Facon der Kanne. Zylindrischer, knapp 6 mm hohe und bis zu 5,5 mm dicker Falzring, innen rund, außen zwölffach rhythmisch senkrecht gefurcht wie der Kannenkörper; abgeplatteter und unglasierter Standring mit leicht gerundeten Kanten, Innenrand vor dem Standring auf 4 bis 5 mm Höhe eingezogen, Innenwandung dahinter konkav geweitet über leicht gemuldetem Fond. Auflagerand waagrecht bis zu 9 mm weit abstehend, Außenkante wieder zwölffach faconniert, Kant kaum gerundet. Auf der Oberseite radiale Wellenfaconnierung, die Aufwölbung in mittlerer Höhe durch eine weiche Abtreppung geschnürt; unterer Rand als Viertelstabprofil unter kleiner Abtreppung. Aufliegend auf der Randpartie sechs stehende, siebenfach godronnierte Palmettmuscheln (12 x 12 mm). Oben in der Mitte aufgarnierter, geschuppter Fruchtzapfenknauf über Schnürung, auf kleiner Rundplatte mit ausgestellt Rand (H. 15 mm), mit vier versetzten, nach oben angespitzten Blattkränzen. Dekor: Unteres Randprofil und Muscheln vergoldet, goldene Ringlinie auf de Abtreppung in mittlerer Höhe. Kleine goldene Ringlinie am Rand der Ringplatte unter dem Knauf, der bis auf den untersten Blattkranz völlig vergoldet ist. Bunter Muffelfarbendekor: Neben einer Muschelpalmette schieferblaue Vergißmeinnichtblüte mit gelbem Mitteltupfen gegenüber rot-schwarzer Marienkäfer. Oben auf der Kalotte grau-schwarzer Käfer mit kugligem, purpurnem Mittelleib und eisenrotem Körperende; gegenüber Falter mit dreieckigem, gelbgrünem Flügelpaar mit gelber Mittelbinde mit roter und brauner Strahlenschattierung, gelber Kopf schwarze Fühler und vier schokoladebraune Beine. Deckelknauf und Kannenhenkel verbunden durch eine 6,5 cm lange Silberkette aus je zwei versetzt miteinander verlöteten Rundgliedern eingehakt in je ein dünnes, einst vergoldetes, silbernes, rund gebogenes Laschenband.

BV038553600
Zum Objekt: Paul Schnyder von Wartensee, Meissner Wappenservice des 18. Jahrhunderts Heft Mitteillungsblatt der Keramik-Freunde der Schweiz, Bd. 50, Aarau Zürich 1960, S. 43-50, Abb. 136

BV001918035
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Schloß Augustusburg, Brühl, 1961: Kurfürst Clemens August. Landesherr und Mäzen des 18. Jahrhunderts, Köln 1961, Kat.-Nr. 637 (o. Abb.)

BV021512227
Zum Objekt: Ernst Schneider, La collection de porcelaine du "Schloß Jägerhof" à Düsseldorf Heft 180, in: La Revue Française, Paris 1965, S. 1-12, Abb. S. 17

BV002294747
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 1966: Meissener Porzellan 1710-1810. Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München, München 1966, Kat.-Nr. 461

BV048649461
Zum Objekt: Rainer Rückert, Zur Staffierung der Gesichter von Meissener Porzellanfiguren (Teil II), in: Keramos Heft 150, Düsseldorf 1995, S. 34, Abb. 82

BV014070181
Zum Objekt: Erich Köllmann, Meissner Porzellan: Ein Brevier 3. Auflage, Braunschweig 1965, Abb. S. 44

BV014815644
Zum Objekt: Erich Köllmann, Meissner Porzellan: Ein Brevier, Braunschweig 1975, Abb. S. 45

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 432, Abb. S. 355, Kat.-Nr. 141

BV038016664
Zum Objekt: Thomas Iwe, Das churcöllnische Speiseservice für Kurfürst Clemens August von Köln, in: Keramos. Zeitschrift der Gesellschaft der Keramikfreunde e.V. Düsseldorf Heft 195, Gesellschaft der Keramikfreunde e.V. Düsseldorf (Hrsg.), Bramsche 2007, S. 3-64, S. 13, Abb. 7

BV045074093
Zum Objekt: Kat. Raffinesse im Akkord. Meissener Porzellanmalerei und ihre grafischen Vorlagen, Bd. 1-2, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hrsg.), Petersberg 2018, Kat.-Nr. 94a, 95a

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