Collection

Senfkännchen aus dem Service Sir Charles Hanbury Williams

Artist
Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
um 1740/1745
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold
Dimensions
Kanne: H. (gesamt) 16,2 cm, H. (ohne Deckel) 12,4 cm, B. 12,3 cm, Dm. 8,2 cm, Dm. (oben) 5,3 cm, Dm. (unten) 4,9 cm, G. 284 g; Deckel: H. 4,2 cm, Dm. 5,8 cm, G. 44 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 2382 a-b
Relation
Acquisition
Geschenk 1977, Aus der Sammlung Ernst Schneider, Aus der Sammlung Adolph List

Dr. Rückert, 1991 / Birnförmig nach unten gebauchtes Kännchen. Kleiner flacher Boden (Dm 2,9 cm), daran ein innen 7 bis 8 mm hoher, bis zu 10 mm breiter, profilierter Ringfuß, seine Innenwandung konisch geweitet, der flach 5 bis 6 mm breite Standring mit gerundeten Kanten unglasiert. Profil der Außenseite des Ringfußes: ganz unten ein Wulstring, darüber tiefe und hohe Kehlschnürung unter kleiner seichter Kehlfurche zwischen zwei Gratringen. Sehr kleiner flacher Gefäßfond unter breiter, konischer, am oberen Rand zart abgetreppter Einsenkung. Am hohen, weiten, ganz oben mäßig geweiteten Kannenhals außen ein schwacher Mündungswulst, Oberseite des Mündungsrandes abgeflacht (B. 5,5 mm), Kanten mäßig gerundet. Oben im Halsrand ein 22 mm hoher und 8 bis 10 mm breiter, unten gerundeter Wandungsausschnitt zum Einhängen des Senflöffels, außen von einem abgeflachten Wulstband umzogen, dessen obere Enden abgeschrägt sind; Ausschnitt innen etwas breiter als auf der Außenseite. Angarnierte, aufwendige Ausgußschnauze (H. 4,8 cm, bis zu 3 cm breit) über länglich herzförmigem Wandungsausschnitt (4 x 1,9 cm): In Form einer faunartigen Maske eines älteren Männergesichts mit langem, zipflig-zweigeteiltem Bart und überaus kräftigen Backenknochen, seitlich gerahmt von zwei Voluten in länglicher S-Form, über der Stirn ein fünffach gewulstetes Palmettdiadem, äußere Augenwinkel schräg hochgezogen, breiter Mund über großer spitzer Nase; der ausgezogene, waagrecht geschnittene Ausgußrand mit etwas gerundeter Kante dreieckig angespitzt, Spitze leicht gerundet, vor dem Wandungsansatz bogig eingeschnitten abfallend, Randwulst vor der Wandung zu Voluten aufgerollt. Auf der Gegenseite angarnierter Henkel in flacher, in drei C-Bögen geschwungener Bandform, senkrechte Formnaht in der Mitte der Innenseite; die Bögen seitlich gekehlt, Enden aufgerollt; auf dem großen, zur Kanne gerichteten C-Schwung mit in der Mitte leicht gewulstetem Rücken zwei reliefierte, überlappte Blattauflagen, Blattspitzen nasenförmig aufgerollt, die paarig gefiederten Blätter des unteren, längeren Zweigs in der Mitte gekehlt, oberes Blatt vom Akanthustyp ohne reliefierte Mittelrippe; oben auf der Außenseite des untersten Henkelendes ein kleineres, flach abhängendes Akanthusblatt mit aufgerollter Spitze. Dekor: Außenseite des Mündungsrandes sowie Wulst um den Löffelausschnitt vergoldet, ebenso die äußere Hälfte der oberen Randabflachung. Henkel außen und seitlich reich mit Gold angespitzt, auf der weiß belassenen Mittelrippe der oberen Blattauflage ein Perlband, ebenso in der Mitte der Fiederranke, unter ihrer Blattspitze drei abtropfende Goldpunkte; oben auf dem Ende des kleinen unteren C-Bogens goldene Punktrosette, Blattrelief auf dem anderen Ende vergoldet. Außenrand des Ausgusses vergoldet, Diadem und seitliche Volutenstege des Fratzenkopfes mit Gold gestrichelt; dessen Inkarnat in schwachem Eisenrot, Lippen und Punkt in den Tränengruben der Augen kräftig eisenrot, auf Augen- und Nasenlöchern braune Zeichnung, Pupillen schwarz, Brauen und Bart mausgrau gesträhnt. Auf beiden Schauseiten des Gefäßkörpers im Inseltyp je eine Tierdarstellung in kartuschenähnlichem Blumenkranz in bunten Muffelfarben, die Blumen dünn mit Braun oder Grau ombriert: Links vom Henkel Seidenhund (? Neufundländer ?) auf kleiner, mit Stauden bewachsener Terraininsel in Sienabraun, unten gelb und gelbgrün; der langhaarige Hund dunkelgrau gestrichelt, teilweise auf schwach brauner Untermalung, Nasenspitze und Pupillen schwarz, Zunge und Lefzen sowie der Augapfel eisenrot. Über dem Hund übergroße, ombrierte Stubenfliege in gedämpftem Schwarz, in Grau und zartem Braun. Tierdarstellung seitlich und unten gerahmt durch einen Blumenkranz, unten gebunden mit sienabraunem Schleifenband mit etwas Schwarz; Zeichnung zumeist in durch Übermalung zu dunklem Grau bis Mangan verfärbtem Purpur, in Eisenrot bei roten Farbflächen und in Braun bei braunen und gelben; Blätter in Gelbgrün oder Blaugrün: links oben eine Art Maiglöckchen in dünnem Gelb oder Purpur, darunter rötlich purpurne Nelke, ebenso groß darunter eine emailblaue Blüte; rechts unten braun-gelbe Narzisse neben großer geflammter Tulpe in Grau, Gelb und Braunrot, darüber vielleicht eine Wicke mit sieben eisenroten Blüten. Auf der anderen Seite gras- bis gelbgrüne Terraininsel mit übermalter Purpurzeichnung, bewachsen mit Stauden; darauf nach links mit erhobenen Vorderbeinen rennender Eber mit Hauern, dunkelgrau gestrichelt auf zart gelbbrauner Untermalung, in gedämpftem schwarz die Pupillen, Nasenlöcher, Maulspalte, Zehen und Schwanzspitze. Über dem Tier ein viel zu großes Insekt mit braunem Leib und purpurnen Flügeln, darüber ombrierter Marienkäfer in Schwarz und Rot. Schleifenband der Blumenzweigkartusche in Gelb und Braun. Blüten: rechts oben sechs Wicken (?), zart gehöht mit Gelb und Eisenrot geflammt, darunter zwei Stiefmütterchen mit je zwei emailblauen Kronblättern und drei gelb-braunen, unten eine größere purpurne Päonie, ihre Mitte braun und gelbgrün; links ganz unten Vergißmeinnicht in dunklem Emailblau mit gelbem Mitteltupfen, in der Mitte große, mit rötlichem Purpur gestrichelte, zart isabellenfarbige Blüte, ganz oben drei Blüten und zwei Knospen in Gelb und Braun. Großer Haubendeckel in leicht gedrückter Halbkugelform. Schräg eingezogener, durch sehr starkes Beschleifen der Außenseite nur 1 bis 2 mm dicker und 3,5 mm hoher Falzring; auch sein dünner Standring (Dm. 3,9 cm) beschliffen. Waagrecht 8 mm weit ausladender (ursprünglich 6,5 mm), zumeist glatt geschliffener Auflagerand. Unterer Rand der Kalotte schräg wulstig ausgezogen, darüber Abtreppung durch kleinen Gratring. Aufgarniert oben auf der Abplattung Nelkenblüte als Deckelknauf (H. knapp 12 mm), mit fünf spitzen Kelchblättern; am geschwungen aufliegenden Stiel ein eichenartiges Blatt. Unterer Außenrand vergoldet. Stiel, Blatt und Kelchblätter des Knaufs gelbgrün, Spitzen der Kronenblätter mit Purpur gestrichelt, Blütenmitte gelb. Auf der Kalotte gleichartiger bunter Muffelfarbendekor wie auf dem Gefäß, jedoch asymmetrisch nur eine einzige Kartusche: Auf gras- bis gelbgrüner Terraininsel mit drei kleinen Stauden ein nach links laufender Hase in grauer Zeichnung über zart rötlicher Untermalung, fast schwarze Flecken in den Augen, auf den Ohren und der Nasenspitze; über den Ohren einige graue Strichlein. Schleife der Blumenzweigkartusche in Gelb und dunklem Braun. Blüten: links oben vier Wicken (?) in zartem Gelb, darunter wieder die mit rötlichem Purpur gestrichelte, zart isabellenfarbige Blüte, unten die emailblaue Nelke (?) wie zuvor; rechts unten wieder die Päonie, darüber die drei Blüten und zwei Knospen in Gelb und Braun. Unter dem Blatt ein Knaufstiel in gedämpftem Schwarz, Grau und zartem Braun links eine Ameise und rechts eine Stubenfliege, beide ombriert.

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 358, 433, Abb. S. 360 f., Kat.-Nr. 143

BV037659498
Zum Objekt: Ausst.-Kat. The Bard Graduate Center for Studies in the Decorative Arts, Design und Culture, New York, 15.11.2007-10.02.2008: Fragile Diplomacy. Meissen Porcelain for European Courts ca. 1710-1763, Maureen Cassidy-Geiger (Hrsg.), New York 2007, S. 286, Abb. 12-21

BV043964318
Zur Provenienz: Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2015/2016, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2016, S. 46, Abb. S. 46

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