Collection

Fensterrose

Artist
Locality
Bamberg
Date
1490 (?)
Material
Sandstein
Dimensions
Dm. 150 cm
Location
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 4)
Inventory Number
MA 1675
Relation
Acquisition
Ankauf 1860, Aus der Sammlung Josef Martin von Reider

In einem "Verzeichniß der für das kgl. bay. National-Museum in München acquirirten Kunst- und Alterthums-Gegenstände" aus der Sammlung des Martin Joseph von Reider vom Juni 1860 findet man an Position 14 eine "gothische große Rossette von Stein (1490)". Das Bayerische Nationalmuseum erwarb in den ersten Jahren seines Bestehens eine ganz Reihe originaler Bauteile, darunter noch mehrere weitere aus säkularisierten Bamberger Klöstern. Kaum eines dieser Stücke präsentierte man aber so prominent wie die Rose aus der Sammlung von Reider, die im 1867 eröffneten Gebäude an der Maximilianstraße über dem Durchgang von Saal 2 zu Saal 3 eingemauert war. Da es seit langem ein besonderes Anliegen des Museums ist, Teile der Bestände mit anderen bayerischen Regionen und insbesondere mit den einstigen Herkunftsorten zu teilen, wurde die im 1900 eingeweihten Neubau an der Prinzregentenstraße nicht wieder eingebaute Rose 1937 der Stadt Bamberg als Dauerleihgabe überlassen. Auch dort war sie jedoch seit längerer Zeit nicht mehr ausgestellt, und so kann dieses bedeutende historische und künstlerische Zeugnis nun erstmals seit Jahrzehnten wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden. Der Zusammenhang mit der Bamberger Franziskanerkirche ist wohl zuerst im Museumsführer von 1881 überliefert. In der einschlägigen Literatur zum Franziskanerkloster wird er jedoch nicht erwähnt und grundsätzlich wäre auch die Herkunft aus einem anderen mittelalterlichen Bau Bambergs denkbar. Von der Größe her paßt die Rose aber zu einer Rundöffnung, die auf einer Rötelzeichnung der Kirche von 1802 direkt über dem spitzbogigen Westportal eingezeichnet ist. Worauf sich die seit 1860 stets tradierte Datumsangabe 1490 stützt, ist nicht klar, doch würde ihr der Stilbefund nicht widersprechen. Von 1475 und aus den 1490er Jahren sind Stiftungen für die Konventskirche überliefert, die im Kern ein Bau des 14. Jahrhunderts war. 1806 wurde die Kirche geräumt und wie die gesamte Anlage für profane Zwecke genützt. Teile der Klostergebäude blieben auf diese Weise erhalten und dienen heute verschiedenen Ämtern. Die Kirche hingegen wurde 1810 zum Abbruch ausgeschrieben. Bis zum Sommer 1811 war der Abriß erfolgt, 1818 wurde das verbleibende Abbruchmaterial versteigert. Zwei Baufragmente aus dem Chorbereich wurden 1986 bei Aushubarbeiten geborgen. Über die Sammlung Martin von Reider sind noch weitere Ausstattungsstücke des Bamberger Franziskanerklosters erhalten geblieben, darunter am prominentesten der im geöffneten Zustand über fünf Meter breite Passionsaltar von 1429, der seit je einen besonderen Anziehungspunkt des Bayerischen Nationalmuseums bildet. Er war zuvor im Besitz eines Bamberger Antiquars und eines örtlichen Arztes gewesen, und ähnliche private Zwischenbesitzer sind auch im Fall der Fensterrose denkbar. Die Auswahl an Büchern und Zeichnungen in Reiders Sammlung belegt aber sein großes Interesse an der Architektur, die auch in Reiders Tätigkeit als Zeichenlehrer eine besondere Rolle gespielt zu haben scheint. Nur durch das Engagement von Martin Joseph von Reider und ihm Gleichgesinnten, die selbst Stücke von den Dimensionen des Bamberger Altars und der Fensterrose in ihre Obhut nahmen, sowie durch die frühe Initiative des Bayerischen Nationalmuseums, das die auf diese Weise geretteten Werke der Öffentlichkeit bewahren wollte, läßt sich wenigstens eine grobe Ahnung von der einstigen Ausstattung dieses und anderer Bamberger Klöster gewinnen.

BV017918185
Zum Objekt: Mus.-Führer, Führer durch das Königlich-Bayerische Nationalmuseum in München, München 1881, S. 24

BV006244375
Zum Objekt: Mus.-Kat. Hugo Graf, Das Mittelalter. Gothische Alterthümer der Baukunst und Bildnerei (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums; Bd. 6), München 1896, S. 1, Kat.-Nr. 2

BV012137630
Zum ehemaligen Bamberger Franziskanerkloster: Hans Paschke, Das Franziskanerkloster an der Schranne zu Bamberg, in: Historischer Verein für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg, 110. Bericht, Bamberg 1974, S. 167-318

BV005142741
Zum Objekt: Fridolin Dreßler, Martin von Reider (1793-1862) und die Übergabe seiner Sammlungen an das Bayerische Nationalmuseum in München (1859/60), in: Historischer Verein für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg, 122. Bericht, S. 29-71, Bamberg 1986, S. 69, Kat.-Nr. Nr. 14

BV011318855
Zum ehemaligen Bamberger Franziskanerkloster: Tilmann Breuer, Reinhard Gutbier, Stadt Bamberg. Bürgerliche Bergstadt (Die Kunstdenkmäler von Oberfranken, Bd. 6), Bamberg/Berlin 1997, S. 355-389

BV021592123
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Landesausstellung, Museum Industriekultur Nürnberg, 04.04.-12.11.2006: 200 Jahre Franken in Bayern. 1806 bis 2006 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Bd. 51), Josef Kirmeier, Jutta Schumann, Peter Lengle (Hrsg.), Augsburg 2006, Abb. S. 43, Kat.-Nr. 1.10

Collection

Sammlung Reider

Taxonomy

Fensterrose

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