Collection

Steinschlossflinte

Artist
Gilles Massin
Locality
Lüttich, Belgien
Date
Anfang 18. Jh.
Material
Nussbaumholz (Schaft), Horn (Schaft), Messing (Beschläge, Abzugsbügel), Stahl (Schloss, Lauf), geschnitten, vergoldet (teilweise)
Dimensions
L. 130 cm
Location
Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis
Inventory Number
93/849
Relation
Acquisition
Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg

Das aus zwei Flinten und zwei Pistolen bestehende Ensemble vertritt die für die fürstlichen Gewehrkammern charakteristische Gattung der mehrteiligen Garnituren, die durch den homogenen Dekor ausgezeichnet sind. Erst der formale Zusammenklang der paarweise vertretenen Gewehre und Pistolen verleiht den einzelnen Objekten, die innerhalb des verbindlichen Schemas nur leicht variiert werden, ihren spezifischen Reiz. In der Regensburger Gewehrkammer bildet der hier behandelte Satz, der auf den Lütticher Büchsenmacher Gilles Massin zurückgeht, nach Umfang und Qualität das wohl bedeutendste Ensemble des ersten Drittels des 18. Jahrhunderts. Darüber hinaus finden sich im Regensburger Bestand zwei weitere Gewehre Massins. Möglicherweise hängt diese Wertschätzung seiner Arbeiten speziell mit der Tatsache zusammen, daß die Fürsten von Thurn und Taxis bis zum frühen 18. Jahrhundert in Brüssel residierten. Doch erfreuten sich die während des 18. Jahrhunderts in Lüttich gefertigten Feuerwaffen auch generell großer Wertschätzung. Im Stil folgten die Werke der Lütticher Büchsenmacher, die auf hohe Produktionszahlen ausgerichtet waren, weitgehend den Pariser Vorbildern, ohne freilich deren noble Eleganz zu erreichen. Doch vermochten sie gerade im Stahlschnitt, der in Lüttich eine bedeutende Tradition besaß, glänzende Leistungen hervorzubringen. Dies gilt auch für die Garnitur aus Thurn und Taxis-Besitz, deren Schloßplatten auf punziertem und vergoldetem Grund mit hoher Qualität geschnittenes Akanthusblattwerk zeigen, in das am linken Ende der Schloßplatte jeweils die Figur eines sitzenden Sklaven einbezogen ist (allein die obere Flinte, die insgesamt geringe Abweichungen erkennen läßt, zeigt dort eine Blattmaske). Der kunsthandwerkliche Rang äußert sich gleichermaßen in dem hervorragenden Stahlschnitt des Laufs, der die antikisch gerüstete Figur eines Kriegers aufweist; ikonographisch ist die Gestalt wohl als siegreicher Held zu verstehen, der über die - auf der Schloßplatte dargestellten - Sklaven triumphiert. Während die beiden Flinten Massins in der Kuchenreuter-Werkstatt gegen Mitte des 18. Jahrhunderts neu geschäftet worden sind, haben sich Schaft und Beschläge des Pistolenpaars im Originalzustand erhalten. Im Unterschied zu den Pariser Arbeiten ging man in Lüttich bereits recht früh zu weniger anspruchsvollen Beschlägen aus vergoldetem Messing über.

BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 216-217 m. Abb. (Ausschnitt), Kat.-Nr. 139

Collection

Sammlung Thurn und Taxis

Taxonomy

Gewehr

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