Sammlung

Faltfächer

Künstler/in
Jacopo Amigoni
Entstehung
Venedig, Italien
Datierung
um 1760
Material
Stäbe: Elfenbein (Gestell), gesägt, geschnitzt, bemalt; Dorn: Amethyst, geschliffen; Blatt: Schwanenhaut (Vorderseite), bemalt, Papier (Rückseite), bezogen
Maße
L. 28,0 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
10/272
Bezug
Zugang

Auf den Deckstäben ein Schäfer zwischen einem in Windungen gelegten gemalten Spitzenband und Blumen; die übrigen Stäbe sind kompliziert ausgesägt und so bemalt, daß sie zusammengelegt wie ein von einem Spitzenband umwickeltes Bündel schmaler Stäbchen erscheinen. Im geöffneten Zustand Bemalung mit Blümchen und Bändern auf braunem Grund, auf der Rückseite etwas sparsamere Wiederholung der Bemalung, nur in Blau. In dem großen Bildfeld ist als Thema "Die Musik" dargestellt, seitenverkehrt nach einer in Kupferstichvorlagen verbreiteten Folge der Künste von Jacopo Amigoni (1675-1752) (vgl. Peter Jessen, Meister des Ornamentstichs. Berlin o.J. Bd. III, S. 196): am Fuß einer Treppe sitzend ein singendes Paar mit Notenbuch, rechts von ihnen ein stehender Flötist und links ein zweites am Boden sitzendes Paar, der Herr mit einer Flöte in der Hand. Etwas weiter im Hintergrund zwei Mädchen, das eine mit einem geöffnetem Fächer in der Hand. Über die Amigoni-Vorlage hinausgehend wird die Szene - dem Format des Fächerblattes folgend - rechts und links von einem Bach begrenzt. Außerhalb des von geschwungenen vergoldeten Ranken begrenzten Bildfeldes sind die Ecken und der obere Rand des Blattes mit einem in viele Windungen gelegten Spitzenband, bunten Blumen und goldenen Ranken auf braunem Grund bemalt. Das gemalte Spitzenband greift über das Blatt hinaus und setzt sich - ebenfalls auf braunem Grund - auf den Stäben fort. Die einheitliche, zusammenhängende Bemalung von Fächerblatt und Stäben ist - durch die in der Regel getrennte Herstellung bedingt - selten. Auf der Rückseite des Fächerblatts ist - über die sichtbaren Stabspitzen hinweggeführt - eine Landschaft in chinesischer Manier gemalt, mit blühenden Sträuchern, einem Vogel und einem bizarren Felsen, dazwischen eine Ovalkartusche mit einer Landschaft in blauer Camaïeu-Technik und zwei weitere Bildfelder mit einem rastenden und einem laufenden Bauernpaar in einer Landschaft. Auf einer ganzen Reihe von Fächern aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sind Spitzenbänder in Trompe-l'œl-Manier dargestellt. Sie gehören meist zu den besseren Fächern mit qualitätsvoller Malerei und sind keinem bestimmten Herkunftsland allein zuzuweisen (vgl. Kat.23 und 24). Ganz ähnliche, verschlungen gelegte Spitzenbänder findet man als Dekor auch auf gleichzeitigen Tapeten. Vorlagen aus Amiginos Folge der "Künste" wurden auch in der Porzellanmalerei verwendet (vgl. Kat. Museum für Kunsthandwerk Frankfurt. Deutsches Porzellan des 18. Jahrhunderts. Frankfurt a.M 1983, Nr. 321).

BV006919609
Zum Objekt: Emma von Sichart, Praktische Kostümkunde, Bd. 2: Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Jahre 1870, München 1926, S. 392, Abb. 438

BV000669153
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, 26. Juni 1987 - 04. Oktober 1987: Fächer. Kunst und Mode aus fünf Jahrhunderten ; aus den Sammlungen des Bayerischen Nationalmuseums und des Münchner Stadtmuseums, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 1987, Abb. S. 94 f., Kat.-Nr. 24

Systematik

Kleidung [Bekleidung, Kostüm] - Accessoire - Fächer

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