Sammlung

Figuren: Ringer

Künstler/in
Massimiliano Soldani Benzi (?)
Entstehung
Florenz, Italien
Datierung
um 1700
Material
Bronze, Hohlguss
Maße
H. 96,0 cm, B. 118,0 cm, T. 59,5 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Treppenhaus 6.2)
Inventarnummer
59/10
Bezug
Zugang
Ankauf 1959, Finanzmittelstelle des Landes Bayern., Mittels Einziehung von Besitz des früheren Vorbesitzers Heinrich Hoffmann in Staatsbesitz übergegangen. Die Bronzgruppe befand sich bis 1756 in Besitz der Genuesischen Patrizierfamilie Da Passano, später im Museum Kassel, von wo sie durch Tausch in den Kunsthandel kam.

Die Bronze geht zurück auf eine antike Marmorskulptur in gleicher Größe, die 1583 in Rom aufgefunden wurde. Diese gelangte 1677 nach Florenz, wo sie als eine der berühmtesten Antiken der Medici-Sammlungen galt und heute noch in der Tribuna der Uffizien präsentiert wird. Gipsabformungen, verkleinerte Nachbildungen sowie Zitate auf Gemälden zeugen vom Ruhm der Ringer seit dem 17. Jahrhundert. Die kostbarsten Nachbildungen des allansichtigen Ringerpaares wurden aus Bronze in verkleinertem Format oder in Originalgrösse hergestellt./Dr. Burk, 2016

BV043964318
Zur Provenienz: Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2015/2016, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2016, S. 42, Abb. S. 42

Befund

Auf der Plinthe, jeweils an der Schmalseite, ist zu Köpfen bzw. Füßen der Ringkämpfer mit weißer Farbe die Inv.-Nr. 59/10 (BNM) aufgetragen. An der Schmalseite bei den Füßen der Ringkämpfer mittig an der Plinthe zwei nebeneinanderliegende Einkerbungen, möglicherweiswe als "II" zu lesen, wohl aus der Herstellungszeit. Auf der gegenüberliegenden Schmalseite (zu Köpfen der Ringkämpfer) ist auf der Plinthe rechts eine zackige Kennzeichnung in die Bronze geritzt. Darüberhinaus keine weiteren Aufschriften, Aufkleber oder andere Kennzeichnungen, die Aufschluss über den Vorbeitz geben könnten. /I.v.z.M., 2016

Forschung

Um 1710 als fast originalgroße Kopie einer antiken Marmorskulptur aus dem Besitz der Medici in Florenz entstanden. Die Kopie befand sich um 1756 im Eigentum der Genueser Patrizierfamilie Da Passano. 1756 wurde die Ringergruppe durch Johann August Nahl in Genua von der Marchesa Lucrezia de Signori da Passano für den Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel für einen Gesamtpreis (für insgesamt 6 Bronze-Skulpturen mit Sockeln) von Lire 20 000.- erworben. Ab 1767 war die Gruppe in den Anlagen der Kasseler Orangerie aufgestellt, überliefert ist eine Aufstellung an der Rennbahn. Nach 1779 stand sie im Museum Fridericianum. Zu noch unbekanntem Zeitpunkt wurde die Ringergruppe in die Bibliothek des Fridericianums verbracht. Von 1913 bis 1927 im Hessischen Landesmuseum Kassel. Von 1926 bis 1928 zähe Verhandlungen zwischen der Kassler Direktion des Landesmuseum und dem ehemals Kasseler, zu dieser Zeit aber schon Berliner Kunsthändler Gustav Cramer. Dieser agierte zusammen mit anderen Mitarbeitern der Berliner Altkunst GmbH. Durch die Altkunst wurde im November 1926 der Wert der Ringergruppe als "nur rein decorativ" heruntergewürdigt. Zuletzt aber wurde die Ringergruppe zuzüglich einer Zahlung von RM 25.000.- im Tausch für zwei zusammen auf RM 35.000.- veranschlagte Wappenschilde an die Altkunst GmbH in Berlin geliefert. 1929 durch die Altkunst GmbH im Lagerkatalog/Ausstellungskatalog Margraf & Co.,Antiquities, Berlin 1929, Abb. 46 als "from important collections of some great noble families of Germany" publiziert. Am 26./27. April 1935 wurde die Ringergruppe auf der Versteigerung bei Paul Graupe, Berlin Nr. 142....., Die Bestände der Berliner Firmen Galerie van Diemen & Co/GMBH Altkunst /Antiquitäten GMBH beide in Liquidation, II. (Letzter Teil), als Nr. 606 unter Angabe der Provenienz aus dem Besitz der Genueser Familie da Passano und den der Landgrafen von Hessen zur Versteigerung angeboten. Der unverbindliche Schätzpreis wurde von Graupe mit RM 4000.- angegeben, das vertraglich zwischen Graupe und der Margraf & Co. GmbH, dem Mutterkonzern der Altkunst, ausgehandelte Limit von 50 % lag bei RM 2.000.-. Der Zuschlag erfolgte bei RM 2.000.-. Der Käufer ist unbekannt. Möglicherweise wurde die Bronze bereits zu diesem Zeitpunkt vom Fotografen Bildberichterstatters der NSDAP und Kunsthändlers Heinrich Hoffmann erworben. Doch kann es sich 1935 auch um einen anderen Käufer handeln. In jenem Fall müsste die Provenienzkette weiter lauten: Zu unbekanntem Zeitpunkt aus unbekanntem Vorbesitz in den Besitz des Fotografen, Bildberichterstatters der NSDAP und Kunsthändlers Heinrich Hoffmann. Nach 1939 von ihm auf das 1939 ohne Inventar erworbene Gut Gufflham in Bayern verbracht. Aufgefunden 1945 auf Gut Gufflham. Am 28.6.1945 zusammen mit weiteren Kunstwerken auf einer Liste der amerikansichen Behörden, heute im Staatsarchiv München, Vermögenskontrolle Altötting 87 (nicht paginiert). Gut Gufflham, wurde mit Übertragungsurkunde Nr. 1858/V vom 22.3.1951 an das Land Bayern übertragen. Durch das Finanzamt Burghausen als Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen wurden "Grund- und Hausbesitz, sowie das dazugehörige lebende und tote Inventar" übernommen und in der Folge an die Oberfinanzdirektion München abgegeben. 1951 Ansprüche von Erna Hoffmann, der Ehefrau Heinrich Hoffmanns, auf die Einrichtungsstücke des Landhauses von Gut Gufflham. Am 23. April 1953 erbittet die Oberfinanzdirektion München, Zweigstelle München von der Direktion der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen kunsthistorische Auskunft und Schätzpreise, welche 1953 durch das Bayerische Nationalmuseum mit 500.- bis 1000.- DM für die Ringergruppe erbracht werden. 1953 teilt Gustav Cramer, nun Amsterdam, Hans Weihrauch die Kasseler und Altkunst-Provenienz der Ringergruppe mit. Die Bronze wird 1959 vom Bayerischen Nationalmuseum zu einem Preis von DM 1000.- von der Finanzmittelstelle zugunsten des Wiedergutmachungsfonds gekauft. Eine Restitutionsforderung der Nachtragsliquidatorin der Margraf & Co. GmbH auf die Gruppe wurde 2016 abgelehnt, da der Verkauf in der Auktion 1935 nicht verfolgungsbedingt war und nicht den Grundsätzen der Washingtoner Konferenz unterliegt. /I.v.z.M., 2016

Sammlung

Sammlung Heinrich Hoffmann

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