Sammlung

Hl. Michael (Figur)

Künstler/in
Michael Pacher
Entstehung
Italien, Südtirol
Datierung
um 1460/1462
Material
Arvenholz, gehöhlt, gefasst, vergoldet
Maße
H. 132 cm, B. 60 cm, T. 29 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 13)
Inventarnummer
61/5
Bezug
Zugang
Überweisung 1961, Freistaat Bayern. Gemäß der Vereinbarung vom 6.12.1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Bayern. Von der Treuhandverwaltung für Kulturgut, übernommen vom Central Collecting Point München aus der Vermögenseinziehung Hermann Göring, bereits seit 1952 als Leihgabe der Treuhandverwaltung im Bayerischen Nationalmuseum.

Figur: Hl. Michael, überlebensgroße Standfigur, ehemals 52/133 L

BV022949747
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Museo Archeologico Regionale, Aosta, 20. Juni 2007 - 04. November 2007: A bon droyt. Spade di uomini liberi, cavalieri e santi, Mario Scalini (Hrsg.), Milano 2007, S. 266 (mit Abb.)

BV039148350
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Städtische Galerie, Liebieghaus, Frankfurt am Main, 27. Oktober 2011 - 04.03.2012: Niclaus Gerhaert. Der Bildhauer des späten Mittelalters, Frankfurt 2011, S. 358-359, Abb. 287

BV040117213
Zum Objekt: Werksverzeichnis, Nicolas de Leyde, sculpteur du XVe siècle. Un regard moderne, Cécile Dupeux, Roland Recht, Stefan Roller, Les Musées de Strasbourg (Hrsg.), Straßburg 2012, S. 299-300, Abb. 18

BV042259054
Zum Objekt: Werksverzeichnis, Lukas Madersbacher, Michael Pacher. Zwischen Zeiten und Räumen, Berlin München 2015, S. 144-147, Abb. 134-135

BV043964318
Zur Provenienz: Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2015/2016, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2016, S. 73, Abb. S. 73

Befund

Mit blauem Stift "52/133" (ehemalige Inventarnummer des Bayerischen Nationalmuseums von 1952). Mit rotem Stift hinten am linken Ellenbogen des Engels: "61/5" (Inventarnummer des Bayerischen Nationalmuseums).

Forschung

Um 1460 wohl für den Hochalter von St. Lorenzen geschaffen. Zwischen 1870 und 1875 wohl von Frances (Fanny), geborene Reade of Mount Heaton, verheiratet mit Adolf Rheinhold Grohmann, bei dem Bildhauer und Händler Alois Überbacher, Bozen, Hintergasse 9, erworben. In Meran zu einem Heiligen Georg auf dem Drachen stehend verändert. Mit in die zweite Ehe mit Baron Schnorr von Carolsfeld-Brunnlassperg auf Schloss Matzen gebracht. Nach dem Tod von Frances Grohmann im Besitz ihres ältesten Sohnes William Adolph Baillie Grohman (1851-1921). Nach dessen Tod Kunstwerk und Schloss im Besitz seiner Witwe Florence, geborene Nickalls, verheiratete Baillie Grohman, und des gemeinsamen Sohnes Tom Michael Baillie Grohman (1888-1980). Im Mai 1926 und bis 1927 Ankaufsverhandlungen zwischen Florence Baillie Grohman und dem Bayerischen Nationalmuseum, ohne Ergebnis. Florence Baillie Grohman verließ Österreich zu bislang unbekanntem Zeitpunkt und aus unbekanntem Grund nach dem "Anschluss" Österreichs aber noch vor September 1938. Nach dem "Anschluss" am 13. März 1938 wurde Schloss Matzen angeblich als "Feindlicher Besitz" beschlagnahmt. Diese Information aus dem Internet ist nicht richtig. Schloss Matzen wurde hingegen als "Objekt in Privatbesitz" mit Erlass vom 2. August 1939 unter Denkmalschutz gestellt. Der Eigentümer war zu diesem Zeitpunkt laut Grundbucheintragung Harold Tom Baillie-Grohmann, Schloss Matzen. Das Schloss blieb nach gescheiterten Verkaufsverhandlungen auch während des 2. Weltkrieges im Besitz der Familie und diente teilweise als Kunstdepot für Bestände des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Es ist bislang unbekannt, ob die Familie Grohman(n) jüdische Wurzeln hat und ob Frau Baillie Grohmann und ihre Kinder zu den Verfolgten des Dritten Reiches zählen. Wohl nach dem "Anschluss" im März 1938 fand Frau Baillie-Grohmann einen privaten Interessenten für die Pacher-Figur. Wegen der Absicht des Verkaufes ins "Altreich" wurde zunächst überlegt, ob nicht das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck die Figur "erwerben müsste". Offenbar hatte die Eigentümerin eine Forderung über 300.- Britische Pfund gestellt, wobei sie von "Plon, Holstein" umgerechnet 6.750 RM (Reisemark) bzw. vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck 6.000 RM verlangte. Am 24. August 1938 teilt Florence Baillie-Grohmann die Adresse des interessierten Privatkäufers, Dr. Otto Plombeck in Plön/Holstein, Seestrasse 23, mit. Am 28. August 1938 schreibt der um ein Gutachten gebetene Dr. Theodor Müller vom Bayerischen Nationalmuseum München an den Landeskonservator für Tirol, Graf Trapp, Innsbruck, Zentralstelle für Denkmalschutz, dass "Miss Baillie-Grohmann von der Verdorbenheit des Werkes weiss" und sie dem "Museum, wie aus der Preisermässigung hervorgeht, entgegenkommen will" (Müller nennt RM 6000.- für das Museum Ferdinandeum und RM 7000.- für den Privatkäufer, welchen Preis er allerdings für einen "tatsächlichen Pacher" für "viel zu niedrig" hält). In der Folge entschied sich das Ferdinandeum dennoch gegen den Kauf. Am 26.9.1938 stellt Frau Baillie-Grohmann ein Ausfuhrersuchen für die Skulptur des "Hgl. Georg Tirol, um 1500 (ca. 1.50 m hoch)" ins "Altreich". Dieses wird mit Bescheid vom 26.9.1938 abgabefrei bewilligt. Im Bewilligungsbescheid wird Dr. Plombeck, Plön, Holstein, als Empfänger genannt. Der Bewilligungsbescheid sollte an die "Firma Unterberger u. Co. in Innsbruck" zugestellt werden. Damit konnte Frau Baillie-Grohman die Pacherfigur, wie von ihr beabsichtigt, an Dr. Otto Plambeck verkaufen. Im Bewilligungsbescheid wird ein "Fakturenwert" (Rechnungswert) von 3.500.- RM angeführt. Ob dieser mit dem tatsächlichen Verkaufspreis identisch ist, bleibt unbekannt. Sollte dies bestätigt werden, so wurde die ohnehin niedrige Forderung von Frau Baillie-Grohmann wohl nochmals nach unten gedrückt. Ob Frau Baillie-Grohmann das Geld nach England überwiesen bekam, ist bislang nicht bekannt. Der Zoll in Kufstein quittierte am 29. November 1938 den Grenzübertritt ins "Altreich". Am 15.4.1939 erwarb das Schnütgen-Museum in Köln von Dr. Plambeck aus Plön in Holstein, die Figur für 40.000 RM. In Dr. Plambecks Besitz hatte zuvor eine Rückführung zu einem Hl. Michael stattgefunden. 1942 tauschte das Schnüttgen Museum Köln die Skulptur zusammen mit einem Gemälde von Benozzo Gozzoli gegen eine französische Madonna an die Galerie für Alte Kunst von Walter Bornheim, München. Von diesem offenbar direkt an Hermann Göring weitergegeben. In den bekannten der erhaltenen Inventare der Sammlung Göring nicht nachzuweisen (keine bekannte H-Nummer). /I.v.z.M., 2016

Sammlung

Sammlung Hermann Göring

Münchner Nummer

5640

Weitere Werke