Sammlung

Wappenhaltender Löwe (Figur)

Künstler/in
Entstehung
Deutschland
Datierung
1657
Material
Eichenholz
Maße
H. gesamt 70,5 cm; Figur: H. 54 cm, B. 19,5 cm, T. 21,5 cm; Postament: H. 16,5 cm, B. 24,8 cm, T. 23,7 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
65/151
Bezug
Zugang
Überweisung 1965, Freistaat Bayern. Gemäß der Vereinbarung vom 6.12.1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Bayern. Von der Treuhandverwaltung für Kulturgut, übernommen vom Central Collecting Point München aus der Vermögenseinziehung Hermann Göring.

Holzfigur: Wappenhaltender Löwe. Auf quadratischem Sockel, mit Jz 1657. Hockender Löwe, mit seinen Vorderpranken ein dreigeteiltes Wappenschild haltend. Oben rechts Gegenzinnenbalken versetzt, oben links Ährengarben. Unten drei Vögel. Erneuerte Fassung: Körper des Löwen braungrün auf grauem Grund. Krallen Goldbronze. Auf dem Sockelfeld Jz 1657, davon die Zahl 7 in bronziertem Blei aufgesetzt.

BV043964318
Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2015/2016, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2016, S. 63, Abb. S. 64, S. 79

BV046344469
Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2016/2017, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2017, S. 78

Befund

Vorne auf dem Schild des Löwen: Handschriftlich mit blauem Stift "79" (Nummer des Unterstein Skulpturen Inventars). Auf dem Sockel rechts unten handschriftlich die Inv.-Nr. des Bayerischen Nationalmuseums, nochmals am Sockel hinten links. Sockel hinten rechts ein weißer Aufkleber, darauf handschriftlich mit Tinte "H 67" (Nummer des Göring Holzplastik Katalogs). Auf der Sockeloberfläche hinten rechts Reste eines ehemaligen weißen Aufklebers, abgerieben, keine Schrift mehr zu erkennen. Im UV-Licht erscheint weiß eine "35" (dieser Eindruck könnte aber auf Täuschung beruhen). Auf der Unterseite des Sockels: Groß mit Bleistift "1". Hinten in der Mitte mit rotem Stift "262", darunter "oz", darunter in der gleichen roten Farbe ein waagrechter Strich wie bei einer Summe, darunter in einem anderen Rot "296". Es könnte sich dabei um eine Rechnung handeln, in diesem Fall aber wäre "oz" als die Zahl "34" zu lesen. Auf was die Rechnung zu beziehen wäre, bleibt unklar. Rest eines weißen Klebeetiketts mit blauem Rand.

Forschung

Walter Andreas Hofers Angabe vor dem Central Collecting Point "Deutscher Vorkriegsbesitz" ist nicht nur durch fehlende Belege zu vage, sondern offenbar eine falsche Behauptung. Zu nicht genau zu klärendem Zeitpunkt 1940 aus unbekanntem Besitz und unbekannten Besitzanteilen aus einem Privathaus in der Helmersstraat in Amsterdam an den "Kunsthandel J. Goudstikker, Amsterdam" (Alois Miedl ?). In der Helmersstraat im Hause eines verstorbenen Malers zu unbekanntem Zeitpunkt durch Göring ausgesucht. Am 16. September 1940 verkaufte die "Kunsthandlung J. Goudstikker, Amsterdam" über Stabsamtsleiter Dr. Erich Gritzbach den Löwen für FL. 220.- an die Sammlung Göring. Die Kopie einer Rechnung über mehrere Stücke aus der Sammlung in der Helmersstraat ging von der Kunsthandlung J. Goudstikker N.V. an Walter Andreas Hofer. Von de Gruyter am 10. Februar 1941 abgeholt und nach Carinhall geliefert. In der Sammlung Göring zu unbekanntem Zeitpunkt die Holzplastik-Katalog Nummer H 67. Da in dem Schreiben an Hofer keine Hausnummer angegeben ist, kann es sich um die Eerste, Tweede und Derde Helmersstraat in Amsterdam handeln. In der internen Datenbank von Herkomst Gezocht finden sich verschiedene Sammlernamen mit einer Adresse in einer der Helmers-Straßen.: J. Wille, M.S. Noach, I. Weissberger, Brouwer Nijhof, Van der Post und A. Revier. Darüber hinaus wohnten in allen drei Straßen offenbar zahlreiche jüdische Bürger. Unklar ist auch, welche Rolle die Kunsthandlung J. Goudstikker N.V. [ wohl bereits unter Alois Miedl (?) ] bei dieser Transaktion spielte. Unklar ist bislang, wer in der Helmersstraat in Amsterdam wohnte und unter welchen Umständen Göring sich die Kunstwerke in diesem Haus aussuchte. Möglicherweise handelte es sich bei dem verstorbenen Maler um Johan Conraed Braakensiek, der allerdings in der parrallel zur Helmersstraat verlaufenden Overtoomstraat lebte und am 27.2.1940 verstorben war. Über sein Schicksal während der NS-Besetzung der Niederlande ist noch nichts bekannt. Ob er der BEigentümer des Löwen und weiterer Objekte war, die Göring erwarb, ist noch nicht volsltändig geklärt. Ob Alois Miedl das Geschäft vermittelt hatte und ob es durch Miedls Geschäftsbücher ging, ist noch nicht nachgewiesen. Die Kunsthandlung und ihre Bestände waren mit Verträgen vom 1. Mai sowie 13. Juli 1940 von Alois Miedl bzw. Hermann Göring übernommen worden. Am 14. September 1940 gründete Alois Miedl den "Kunsthandel voorheen J. Goudstikker NV" neu. Dieser Name spiegelt sich noch nicht auf dem Briefpapier der ersten Rechnungen vom 16. September 1940, jedoch auf der Kopie und dem Anshreiben an Hofer. In den Goudstikker-Listen sowie den Auflistungen über Goudstikker-Miedl Eigentum ließ sich nach Angabe von Perry Schrier M.A. von Herkomst Gezocht Amsterdam, kein Anhaltspunkt für eine Provenienz aus Goudstikker oder Goudstiker/Miedl-Bestand während des Vertragsabschlusses finden. Doch nach den neuen Erkenntnissen besteht dringender Verdacht auf NS-verfolgungsbedingten Entzug. /I.v.z.M., 2017

Sammlung

Sammlung Hermann Göring

Münchner Nummer

6098

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