Sammlung

Seidenstickerei auf rotem Atlas

Künstler/in
Entstehung
Süddeutschland
Datierung
um 1710-1720
Material
Seidenfäden, Seide, Atlas
Maße
H. (Mittelnaht) 100,5 cm, B. (unten) 91,5 cm, B. (oben) 79,2 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
83/1
Bezug
Zugang
Ankauf 1983

Die Stickerei setzt sich zusammen aus zwei fast gleich großen Fragmenten; sie entstammen einem größeren Zusammenhang einer Wandbespannung mit motivisch sich wiederholender Darstellung. Die Naht der Zusammenfügung verläuft ziemlich in der Mitte der Darstellung, wobei einzelne Verschiebungen und Verunklärungen innerhalb einzelner Motive in der Zone um die Mittelnaht in Kauf genommen wurden. Ein dreifach geschweiftes Giebelmotiv aus Bandwerk überfängt die Darstellung unten und wird bekrönt von Blumenvasen oben. Das in hellem Beige gegebene Bandwerk wird begleitet von Akanthuslaub, zarten Blattranken und farbigen Blumengirlanden. Das Binnenmotiv der Bänder wechselt von Blattstäben an den Seitenteilen des Giebels zu Spitzenbändern im Mittelteil. Über den Knaufbildungen der Seitenteile jeweils eine Henkelvase mit Blüten- bzw. Fruchtbäumchen. Über dem Scheitel des Bogens Vase mit drei voll erblühten Blumen und zwei nach unten hängenden Blüten. Im Bildfeld unterhalb des bekrönenden Giebels: Auf volutenartig endenden Gebälkstücken lagert je eine nach links bzw. nach rechts gerichtete weibliche Gestalt in blauer bzw. roter Gewanddrapierung; den Kopf gegen die Bildmitte geneigt, hat sie einen Arm aufgestützt, in der anderen Hand hält sie einen Speer. Über den Köpfen der beiden Gestalten Baldachine, die mit flatternden Schleifenbändern an den Ranken des Giebels befestigt sind. Die Gebälkstücke bilden in der Mitte des Bildfeldes eine Art Podest, welches seitlich mit Sockeln bestückt ist. Auf den Sockeln Vasen aus Laubwerk, die Weinranken tragen. Über diesen Vasen je eine aus einem Blattsockel steigende weibliche Herme, die in einer Hand einen nach unten hängenden Blütenzweig hält, in der anderen einen über dem Haupt postierten Korb, der bereits den unteren Rand der Giebelmitte berührt. In der Mitte des Podestes in wehendem Mantel, mit Bogen und Lyra Apollo auf einem geflügelten Drachen schreitend. In der von einer Muschel bekrönten und mit zwei hängenden Blütenzweigen geschmückten Kartusche unterhalb des Podestes die Darstellung zweier, mit auffälligen Hüten bekleideter Zwerge, die aus einem dampfenden Speisenkessel mit großen Schöpflöffeln kosten. Zu seiten der Kartusche von Bandwerk gerahmte, schmale Bildfelder mit der Darstellung eines turmartigen Hauses auf einem Hügel, umgeben von einer Palme und einer Dreiergruppe von Zypressen; am Fuße des Hügels zwei Jäger mit Flinten. Eine nach beiden Seiten sich teilende Blattranke schließt die Kartusche unten ab. Das Bildfeld begrenzen seitlich die gerade noch angeschnittenen Motive einer ruinösen Säulenhalle mit Sichtmauerwerk, einer geborstenen Säule, Weinlaub und Baumbewuchs. Darunter wird je eine auf einem Wagen (Thron ?) ruhende weibliche Gestalt sichtbar. Als Fortsetzung in der Giebelzone sind seitlich weitere Bogenkonstruktionen bzw. Baldachinmotive mit posamentartiger Verzierung und hängenden Schabracken zu sehen. Die Stickerei ist farbig selten gut erhalten. Die Farbigkeit der Seidenmalerei zeigt in verschiedenen AbSchattierungen ein kräftiges Blau, Grün, Gelb und zudem verschiedene, auf das Rot der Unterlage abgestimmte Rottöne.

Systematik

Textilie - Stickerei

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