Sammlung

Bemalte Tischplatte

Künstler/in
Entstehung
Frankreich
Datierung
Material
Nussbaumholz, Ahornholz, Ebenholz (?), Tusche
Maße
Dm. 46,5 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
91/62
Bezug
Zugang
Geschenk 1991

Die Tischplatte ist nußbaum- und ahornfurniert: ein mittleres, 19,5 cm großes Feld trägt Nußbaumfurnier, ein äußerer, 13,5 cm breiter Kranz Ahornfurnier. Auf letzterem befinden sich acht Bildfelder mit Karikaturen. Diese Felder sind untereinander und gegenüber dem Mittelfeld mit schmalen Einfassungen abgesetzt, möglicherweise aus Ebenholz, vielleicht auch aus eingefärbtem anderen Holz. 1. Eine alte und eine junge Frau setzen einem dümmlich grinsenden Mann große Hörner auf, dabei um ihn herum tanzend. Die Alte mit riesiger Hakennase, großem Kopftuch und einem Geldbeutel an einer langen Kette, die Junge mit weit ausgeschnittenem Tüllkleid. 2. Ein Mann versucht mit allen Kräften, einer tonnenhaften Frau vor dem Spiegel das Mieder zu schnüren und stemmt sich mit dem Fuß gegen ihren massigen Rücken. Das Spiegelbild der vom Rücken gesehenen Frau läßt sie noch dicker erscheinen. Links im Hintergrund steht feixend ein hagerer Mann mit schwarzem Anzug und Zylinder. 3. Ein Todkranker liegt mit heraushängender Zunge auf dem Bett und erhält letzten Besuch von einem bezopften alten Herrn, der sich selbst mit Hilfe seines Krückstocks kaum aufrecht halten kann. Eine gebeugte Alte kommt herbei und bringt einen großen Eimer. Im Vordergrund eine riesige Klistierspritze, im Hintergrund links der Tod als Skelett in ein Laken gehüllt.
4. Zwei spanisch anmutende Gestalten, ein fetter Mann und eine häßliche Frau beim Tanz. 5. Ein Mann führt eine alte Frau an Zügeln. Eine vornehm gekleidete Frau mit zwei Kindern sieht zu. 6. Eine affenartige Gestalt mit weißem Gewand und Zipfelmütze steht balljonglierend auf einem Pferd. Vor dem Pferd winzig die Gestalt eines typischen Zirkusdirektors, klein, kugelrund und mit pomadiertem Haar. Unter dem Pferd schemenhaft eine hockende Gestalt. 7. Eine geflügelte, dämonenhafte Gestalt trägt auf ihren weit ausgebreiteten Schwingen mehrere Personen durch die Lüfte; unter diesen Personen unterschiedlichen Alters eine weitere Teufelsgestalt.
8. Ein Friseur setzt einer zahnlosen, glatzköpfigen Alten eine Perücke auf. Im Hintergrund naht eine Magd. Die Zeichnungen mit Feder und Pinsel in Tusche sind keinem Künstler zuzuordnen, verwenden frei Motive von Goya (besonders Feld 7, dann 1, 2, 4, 6) oder Daumier (Klistierspritze in Feld 3). Eine Entstehung in Frankreich darf angenommen werden.
Ähnliche Tische mit derartigen Darstellungen gab es aber auch in Deutschland in Gestalt sogenannter "Quodlibets", Darstellungen, die den Eindruck zufällig auf dem Tisch liegender graphischer Blätter erweckten, aber mit Hilfe einer Umdrucktechnik auf dem Holz angebracht waren. Vgl. Tisch Georg Hiltls, ca. 1825, im Münchner Stadtmuseum Inv.-Nr. 56/125 (vgl. Ottomeyer 1991, Nr. 100 und 101).
Im Unterschied zu diesen handelt es sich in unserem Fall um Zeichnungen.
Die Tischplatte hatte ursprünglich eine Mittelstütze: An der Unterseite befindet sich eine 13 x 34,8 cm große, etwa 1-2 mm ausgehobelte Vertiefung, in der der Fuß angeleimt war. Möglich wäre auch eine Art Klapptischchen, das nach Gebrauch an die Wand geschoben werden konnte.

BV004229521
Zu Vergleichsobjekten: Mus.-Kat. Hans Ottomeyer, Zopf- und Biedermeiermöbel, München 1991, Kat.-Nr. 100 101

Systematik

Tischplatte

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