Sammlung

Der fassförmig gebauchte Becher mit eingeschnürtem Hals und kragenartig geweiteter Lippe ruht auf einem dicken angeschmolzenen Fußring. Der Boden ist leicht hochgestochen. Die untere Hälfte der Wandung schmücken zehn in zwei Reihen übereinander, jedoch in sehr unregelmäßigem Abstand aufgeschmolzene fladenförmige Nuppen. Diese werden von einem aufgelegten dünnen Faden, dessen Enden ca. 10 cm zu einer Doppellinie überlappen, begrenzt. Krautstrünke gehören im 15. und frühen 16. Jahrhundert zu den am häufigsten auftretenden Gläsern und gelten als der Glastyp des Spätmittelalters. Bislang fehlen jedoch zuverlässige Kriterien zur genauen zeitlichen und regionalen Einordnung. Anhand einiger datierter, meist als Reliquiengläser genutzter Stücke, lässt sich in der typologischen Entwicklung um 1500 ein Wandel feststellen: Der gekniffene Fußring wird durch einen glatten, ein- oder mehrfach umgelegten Faden ersetzt, die Nuppen weisen nicht mehr die nach oben gerichteten Spitzen auf, sondern werden flacher und teigiger, zudem fällt der Halsfaden weg oder sitzt tiefer auf der Wandung. Das hier vorgestellte Glas, das aus Kloster Vornbach am Inn stammen soll, befindet sich seit 1991 als Dauerleihgabe aus Privatbesitz im Bayerischen Nationalmuseum und wurde im Februar 2009 dem Haus übereignet. Es gehört aufgrund seiner relativ großen Dimension, der unmotivierten Anordnung und der flachen Form der Nuppen sowie aufgrund des tief sitzenden Halsfadens zu einer Gruppe von Gläsern, die ans Ende der Entwicklung des Krautstrunks gesetzt wird, deren Entstehung im Spätmittelalter jedoch nicht außer Zweifel steht.