Sammlung

Glasflasche mit Metallverschlüssen

Künstler/in
Entstehung
England (?)
Datierung
20iger Jahre 18. Jh.
Material
Glas, geschnitten (Mattschnitt); Metall, vergoldet
Maße
H. 20,8 cm, B. 10,7 cm, T. 6,1 cm
Standort
Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis
Inventarnummer
93/190.1-2
Bezug
Inv.-Nr. 93/190 - 93/203 (Reisekiste mit zwölf Weinflaschen)
Zugang
Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg

Die großformatige Deckelschatulle trägt auf rotem Maroquinleder aufwendige Kupferbeschläge in versilberter Ausführung. Die Innenseite des Deckels wird von einem virtuos getriebenen Silberrelief eingenommen, das auf sockelartigem Aufbau das Allianzwappen Württemberg-Thurn und Taxis unter einem mächtigen Herzogs- bzw. Fürstenhut zeigt; von den Wappenschilden hängt in der Mitte das Kleinod des dänischen Elefantenordens herab, das auf den regierenden Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg (1676-1733) - 1694 zum Ritter des Elefantenordens ernannt - und somit wohl auf das Haus Württemberg verweist. Seitlich werden die Wappen von zwei Löwen begleitet, die Schilde tragen Inschriften. Heiratspolitisch kam der Vermählung überragende Bedeutung zu, da sich hier erstmals ein Mitglied des erst 1695 in den erblichen Reichsfürstenstand erhobenen Hauses Thurn und Taxis mit einer der mächtigen Territorialfürstenfamilien Süddeutschlands verband.
Die Schatulle repräsentiert den nur in wenigen Exemplaren überlieferten Typus des transportablen Flaschenbehälters - im Französischen "cave", im Deutschen "Keller" genannt -, der zur Mitnahme von Flaschen etwa auf Reisen und Feldzügen bestimmt war. In Silber ausgeführte "caves", beispielsweise auch mit Fächern für zwölf Flaschen, werden etwa im Inventar des Silberbestandes Ludwigs XIV. unter den Jahren 1685 und 1694-1696 beschrieben. Das aus dem Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis stammende Exemplar vertritt eine kunsthandwerklich aufwendige Ausprägung, deren spezifischer Reiz nicht zuletzt auf der Kombination des roten Leders mit den silbernen und goldenen Oberflächenpartien der Metallelemente beruht.
Die zwölf Vierkantflaschen dienten als Vorratsflaschen zur Aufnahme alkoholischer Getränke, etwa Likör oder Wein. Darauf deutet auch die Inschrift »VIVAT« Mit dem Alkohol, der aus den Flaschen in Gläser eingeschenkt wurde, trank man sogenannte Gesundheiten. Demgemäß finden sich solche "VIVAT"-Inschriften besonders auf wappengezierten Gläsern des Barock.

BV001940663
Zum Objekt: Fried Lübbecke, Das Palais Thurn und Taxis zu Frankfurt am Main, Frankfurt a. M. 1955, S. 95, Abb. 46/47

BV038555104
Zum Objekt: Angelika von Schuckmann, The Princes of Thurn and Taxis and their collections, in: Apollo, 86 (1967), S. 254 - 271, S. 254-271, Abb. 42

BV011726896
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 03. Dezember 1997 - 07. Juni 1998: Von Glück, Gunst und Gönnern. Erwerbungen und Schenkungen 1992-1997, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1997, S. 110, Abb. S. 111

BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 61-62, Kat.-Nr. 7 (mit Abb.)

BV048197235
Zum Objekt: Ulrike Seeger, Zwischen Hofroben und "Amazonenkleidern". Württemberg - Die Herzogin Maria Augusta (1706 - 1756): Katholisch, attraktiv, machtbewusst, in: Schlösser Baden-Württemberg Heft 3, 2006, S. 28-31, Abb. S. 28

BV035843437
Zum Objekt: Fired by Passion. Barockes Wiener Porzellan der Manufaktur Claudius Innocentius du Paquier, Meredith Chilton (Hrsg.), Stuttgart 2009, S. 739-762, Abb. 8.63

Sammlung

Sammlung Thurn und Taxis

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