Sammlung
Mädchenschuh (?)
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- –
- Datierung
- um 1810
- Material
- Leder
- Maße
- H. 5,0 cm, L. 21,0 cm, B. 6,0 cm
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- I 7 74
- Bezug
- –
- Zugang
- Erworben 1887 von Restaurator Karl Josef Zwerschina, München
Kleiner Schuh aus schwarzem, sehr feinem Leder. Schmale, gerade abgeschnittene Spitze. Die Seitenleder weit nach vorne gezogen mit angeschnittenen, schmalen Verschlußbändern. Nach der eingezogenen, extrem langgestreckten Gelenkpartie folgt der hohe, hufeisenförmige Absatz aus vielen Lederschichten, die mit feinen Messingstiften befestigt sind. Die Sohle aus rotbraunem Leder zeigt am Vorderfuß aus Blindlinien ein Viereck mit geschweiften Seiten, welchem ein ligiertes Monogramm über einer Linie aus feinen Metallstiften eingepreßt ist. Außerhalb des Rahmens drei Kreispunzen, die jeweils einen Metallstift einschließen. Die Ferse innen mit dunkelbraunem Leder gefüllt .Die Sohle zeigt keinerlei Abnützungsspuren. Die Annahme, daß es sich hier um einen Modellschuh handelt, möglicherweise für eine spezifische Form des verkrüppelten Fußes, erscheint doch wenig glaubhaft. Sicherlich, Kuriosa bei diesem Schuh sind die absonderliche Form des hohen Absatzes sowie das überlange Gelenk, welche insbesondere die Frage nach der Bestimmung aufwerfen. Dennoch aber scheint gerade die Ausbildung der Sohle mit Monogramm doch eher für eine Zweckbestimmung ganz anderer Art zu sprechen, wobei man hier mehr die Funktion eines Geschenkes oder die eines Symbols in Erwägung ziehen möchte. Sogenannte Preisschuhe aus dem 19. Jahrhundert, also Schuhe in kleinem Format und auch formal vom Gebrauchsschuh abgehoben, sind zum Beispiel im Museum in Northampton ausgestellt. Für das 19. Jahrhundert scheinen bei diesem Schuh auch bestimmte Eigenheiten zu sprechen, wie sie u.a. an der Verarbeitung der Sohle abzulesen sind. (AK BNM. Schuhe. 1991) Flacher Schuh aus schwarzem, extrem festen Leder. Die Vorderkappe spitz zulaufend. Als Abschluß über dem Rist Preßdekor in der Art eines Rüschenbesatzes. Der feine Zackenrand an den Ausschnittkanten ist mit kleinsten Messingstiften dekoriert. Bei dem Schuh ist keine Naht sichtbar. Die Wulstartige, durch Schärfung und Pressung des Leders verursachte Verdichtung, die sich über die Mitte der kappe, über die Lauffläche bis zur Mitte der Ferse zieht, dient wohl zugleich statisch der Versteifung und Formfestigkeit des Schuhs. Als Innenfutter hellbraunes Leder mit gepreßtem Schraffdekor. Bei diesem Schuh, der sich - ganz ungewöhnlich - ohne sichtbare Naht und ausgewiesene Laufsohle darstellt, könnte es sich auch um einen Versuch handeln, bei welchem an Stelle der üblichen Fertigungsmethode allein durch Pressung und Klebung des schweren Leders eine neue Herstellungsart versucht wurde, Die Form des Schnittes wie auch die Behandlung von Leder und Dekor verweisen diesen Schuh in die Zeit des frühen 19. Jahrhunderts. (AK BNM. Schuhe. 1991)
BV004672191
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 12. Dezember 1991 bis 30. April 1992: Schuhe. Vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart, Saskia Durian-Ress (Hrsg.), München 1991, Abb. S.118, Kat.-Nr. 142
Systematik
Schuh (Mädchen) (?)