Sammlung

Damenschuh

Künstler/in
Entstehung
Frankreich
Datierung
3. V. 17. Jh.
Material
Holz
Maße
H. 12,0 cm, L. 24 cm, B. 7,5 cm, Absatz 7,5 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
I 7 212
Bezug
Zugang
Erworben 1894 im Münchner Kunsthandel

Der eigentliche Schuh mit Stöckelabsatz an der Seitenwandung und an der Ferse sehr tief ausgeschnitten. Der Vorderschuh übernimmt in der geschnitzten Form den Typus mit hochgezogener Ristlasche und seitlichen Verschlußbändern, wobei hier die Schnitzerei den beim Lederschuh üblichen, abschließenden Kantenbesatz mittels Borte ebenso imitiert, wie den an der anderen Seite durch den Ristverschluß sich ergebenden runden Ausschnitt. Der Unterschuh ist als Pantoffel ausgebildet mit schnabelartiger, gerader Spitze. Die Sohle des Unterschuhs verjüng sich ab dem Gelenk zu einem schmalen, plateauartigen Steg, an dessen Abschluß der Stöckel des Oberschuhs festgeschraubt ist. Im Dekor lehnt sich die Schnitzerei formal eindeutig an die Durchbrucharbeiten der Lederschuhe dieser Zeit an, wobei die bekannten Motive wie Blattstäbe, Herzblätter, Sternrosetten und Punktdekor zur Anwendung kommen. Die geradezu kostbare Fassung der Schnitzerei am Oberschuh besteht aus einer Glanzvergoldung auf rotem Poliment; die Ziernahttechnik lederner Schuhe erscheint hier durch ein rotes Linienmuster auf der Vergoldung wiedergegeben. Sohle und Absatz zeigen auf polier-weißem Grund kleine Rosettblüten mit zweiblättrigen Stielen in Blau und Rot. Ähnliche, bis zum Punktdekor reduzierte gemalte Blüten sind auch auf der weiß gefaßten Kappe des Unterschuhs zu finden. Die Laufsohle ist an den Kanten tief rot, der Rand gesäumt mit einem Bogenfries. Auch das Innere des Schuhs zeigt eine aufwendige Fassung in polierweiß mit zart verlaufenden Farbstreifen in Rot und Blau. Die Innensohle ist braun moiriert. Der Schuh wurde im Jahr 1894 angekauft. Gleichartige eindrucksvolle Beispiele von gefaßten Holzschuhen dieser Art sind in der in Fougéres ausgestellten Schuhsammlung des Musée Cluny und im Schuhmuseum in Northampton erhalten geblieben. Als Entstehungsgebiet steht Frankreich für derartige kunstvoll geschnitzte Schuhe heute außer Zweifel. Anders ist es mit der Funktion dieser Schuhe. Man kann sich kaum vorstellen, daß die zierliche, durchbrochene Schnitzerei einer Benutzung als Schuh überhaupt Stand halten würde. Es stellt sich daher die Frage, ob es sich bei diesen Schuhen nicht um einen ? auf dem Gebiet der Keramik häufig vorkommenden ? Typus des Geschenkschuhs, wie er für die Brautwerbung üblich war, handelt. Dafür würde die kunstvolle Ausarbeitung und nicht zuletzt die kostbare, bei fast allen erhaltenen Beispielen durch den Gebrauch kaum in Mitleidenschaft gezogene Farb- und Goldfassung sprechen. (AK BNM. Schuhe. 1991)

BV004672191
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 12. Dezember 1991 bis 30. April 1992: Schuhe. Vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart, Saskia Durian-Ress (Hrsg.), München 1991, Abb. S. 61, Kat.-Nr. 57

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