Sammlung
Deckelbecher mit Orpheus-Darstellung
- Künstler/in
- Heinrich Rößler (zugeschrieben)
- Entstehung
- Dresden
- Datierung
- um 1710/1715
- Material
- Glas, entfärbt, geschliffen, geschnitten
- Maße
- Gesamt: H. 18,4 cm, Dm. (max.) 9,8 cm, G. 666 g; Becher: H. 11,7 cm, Dm. (Lippenrand) 9,1 cm, Dm. (Boden) 7,8 cm, G. 418 g; Deckel: H. 7,5 cm, Dm. 9,8 cm, G. 248 g
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- L 2012/252.1-2
- Bezug
- –
- Zugang
- Unbefristete Leihannahme 2012, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender, Aus dem Kunsthandel
Den dickwandigen, leicht konischen Becher umzieht unter dem Lippen- und über dem Bodenrand ein polierter Kugelfries. Die dazwischen liegende Wandung zeigt vorne in tiefem, meist poliertem Schnitt die Darstellung des leierspielenden Orpheus, der von zahlreichen, der Musik lauschenden Tieren umringt wird. Auf der Rückseite rahmen Felsbrocken und Bäume einen Landschaftsausschnitt mit einer um einen Steinblock fließenden Stromschnelle; im Hintergrund werden ein strahlender Sonnenball und eine Stadtsilhouette sichtbar.
In den Deckel mit facettiertem Knauf und poliertem Kugelfries sind umlaufend Landschafts- und Tierdarstellungen eingeschnitten. Der mattierte Becherboden weist eine zentrale Kugelung und am Rand die eingeschliffenen Buchstaben „NB [ligiert] · R · R ·“ auf. Die Orpheus-Szene folgt dem bekannten, 1602 erschienenen Kupferstich Crispin des Passes aus den Illustrationen zu den Metamorphosen des Ovid. Diese Vorlage war im Glasschnitt des 17. und 18. Jahrhunderts sehr beliebt und lässt sich in unterschiedlichen Glasschnittzentren nachweisen. Auch in den Dresdener Hüttenverzeichnissen der 1720er- und 1740er-Jahre finden sich mehrfach Gläser mit Orpheus-Szenen sowie weiteren ovidischen Motiven. Der Schnitt des Orpheus-Bechers steht in engem Zusammenhang mit einer Gruppe von Gläsern, die versuchsweise dem Glasschneider Heinrich Rößler zugeschrieben wird (Becher und Pokal mit Parisurteil sowie Pokal mit Orpheus-Darstellung, Prag, Kunstgewerbemuseum, Inv.-Nr. 10.296, 10.170 und 10.128; Becher mit Diana und Actaeon, Wien, Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer, Inv.-Nr. KK 10418). Rößler, der aus dem Riesengebirge stammt, ist zwischen 1707 und 1717 in der Dresdener Hütte nachweisbar und wird in den Akten als „guter Arbeiter in Landschafften und Figuren“ aufgeführt. Der Stil der tief geschnittenen großfigurigen Szenen erinnert an die Hochschnittarbeiten Friedrich Winters.
BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2012-2013, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2014, S. 30-31, Abb. S. 30
Sammlung
Sammlung Friedlaender
Systematik
Gefäß - Becher - Deckelbecher