Sammlung
Werkstein mit Darstellung einer Sirene in einem Rundbogen
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- Südwestdeutschland
- Datierung
- 12. Jh.
- Material
- Sandstein
- Maße
- H. 43,0 cm, B. 75,0 cm, T. 41,0 cm, G. 206,0 kg
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (Saal 1)
- Inventarnummer
- 2020/27
- Bezug
- –
- Zugang
- Ankauf 2020, Privatbesitz
Das Werkstück erweitert das Spektrum der im Bayerischen Nationalmuseum bewahrten Architekturfragmente um zwei wichtige Facetten. Umfassen diese bislang vor allem Kapitelle, Sockel und Fragmente von Bogenlaibungen, so muss das neue Objekt aus einem romanischen Rundbogenfries und konkret von einer Apsis stammen. Der nur leicht gekrümmte Außenkontur lässt auf einen Bau von beachtlichen Ausmaßen schließen. Inhaltlich tritt neben viele christliche Motive mit der Sirene nun eines jener Mischwesen, welche, ursprünglich aus der Antike stammend, zahlreiche mittelalterliche Kirchenbauten bevölkern. Unter den Brüsten spaltet sich der Leib in zwei Fischschwänze auf. Mit beiden Händen reckt die Sirene diese nach oben. Der Stein wurde aus dem Lagerbestand eines Münchner Händlers erworben. Dieser hatte ihn offenbar um 1973 erstanden, als Friedrich Karl Freiherr Koenig von und zu Warthausen (1906–1986) Schloss Sommershausen bei Reinstetten in Oberschwaben verkaufte. Ein Nachfahre des Freiherrn hat bestätigt, dass das Werkstück in der 1906 errichteten neubarocken Anlage als Teil der Gartendekoration diente. Der Geologe Klaus Poschlod bestimmte das Material in einer ersten Analyse als sogenannten Sandstein der Oberen Meeresmolasse. Dieser steht vor allem im südlich von Sommershausen gelegenen Allgäu an und könnte von dort die Iller abwärts geschifft worden sein. Zu welchem Großbau die Sirene einst gehörte, muss vorerst offenbleiben. Die Klosterkirche von Ochsenhausen liegt nur acht Kilometer von Sommershausen entfernt, scheint in der Romanik aber bescheidener dimensioniert gewesen zu sein. Ohnehin kann der Herkunftsbau durchaus noch existieren; das Bayerische Nationalmuseum hat seit seiner Gründung davon profitiert, dass die Außenhaut vieler mittelalterlicher Gebäude im 19. Jahrhundert erneuert wurde und man Werksteine wie Bauornamentik durch Kopien ersetzte.
BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 72, München 2021, Abb. Abb. 1
BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2019-2021, Frank Matthias Kammel (Hrsg.), München 2023, S. 76 S. 213
Systematik
Bildwerk [Plastik, Skulptur] - Relief