Sammlung

"Die Reiche Häsin" (Figur)

Künstler/in
Carolein Smit
Entstehung
Belgien
Datierung
2016
Material
Porzellan, Aufglasurfarben
Maße
H. 46,0 cm, B. 24,0 cm, T. 14,0 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 95)
Inventarnummer
2021/145
Bezug
Zugang
Geschenk 2021, Schenkung B. Michael Andressen

Fast niedlich wirkt die Häsin, die die Künstlerin Carolein Smit (geb. 1960 in Amersfoort) mit allen Accessoires komplett aus Ton gestaltet hat. Das Tier fasziniert durch die Detailgenauigkeit in der Wiedergabe des Kopfes und besonders des Fells, das aus lauter einzeln angesetzten Stacheln geformt ist. Es hockt aufrecht und hat seine Vorderläufe vor der Brust gekreuzt. Die Haltung entspricht nicht exakt dem Bewegungsmuster eines Hasen und verleiht der Hasendame mit dem leicht geneigten Haupt und dem intensiven Blick einen fast vermenschlichten Ausdruck; mehr noch irritieren der überreiche Behang an Schmuckketten und die ausgeprägten Zitzen. Dies alles lässt Fragen aufkommen nach dem Wert und der Vergänglichkeit von Reichtum, Schönheit und allen Lebens, die bei anderen Skulpturen der international anerkannten Künstlerin noch viel deutlicher thematisiert werden. In ihrem Werk finden sich viele ähnlich groß dimensionierte Tiere mit virtuos gearbeitetem Fell, Affen, Lämmer, Hunde oder Ratten, die durch verstörende Momente wie heraushängende Gedärme, teilentfernte Haut, dicke Blut- oder Tränentropfen oder Skelettteile surreal verfremdet sind. Sie nehmen teils menschliche Posen ein, erinnern an Märchen und Mythen und erregen beim Betrachter Gefühle zwischen Freude, Mitleid und Abscheu. Viele Arbeiten der Künstlerin, die im katholischen Süden der Niederlande aufwuchs und in Belgien lebt, sind von religiösen Motiven oder Vanitas-Darstellungen geprägt. Sie umfassen auch menschliche Gestalten voll Blut und Tränen, mit Dornenkrone oder von einem Skelett umarmt. Eine der Hasenfiguren thront auf einem altarartigen goldenen Amboss, eine andere sitzt im Kohl, und es treten Bluttropfen aus dem Herzen. Diese Themen führt die Künstlerin in einer faszinierenden Ästhetik vor, die auf skurrile Weise anzieht und berührt. Der ›Reiche Hase‹ ist eines der gefälligeren Werke Smits, die in Museen wie dem Victoria and Albert Museum in Ausstellungen gezeigt werden.

BV045029907
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Victoria and Albert Museum London, Grassimuseum für Angewandte Kunst Leipzig, Drents Museum Assen, NL, 2018-2019: Carolein Smit works. Een ruime selectie uit het oeuvre van Carolein Smit vanaf 1989 / Eine reiche Auswahl aus dem Oeuvre Carolein Smits ab 1989, Zwolle 2018, S. 304 (Rich Hare)

BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 73, München 2022, S. 190 S. 192, Abb. 17

BV048444840
Zum Objekt: Katharina Hantschmann, Wolfgang Lösche, Michaela Braesel, Lust auf Lustheim – Meißen inspiriert – Moderne Keramik. Die Jubiläumsausstellung der Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider in Schloss Lustheim, in: Keramos 247.2023, Hof 2023

BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2019-2021, Frank Matthias Kammel (Hrsg.), München 2023, S. 113 S. 222, Abb. S. 113, S. 225

Systematik

Bildwerk [Plastik, Skulptur] - Figur (Mensch) - Figur

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