Sammlung

Reiterstatuette des Prinzregenten Luitpold von Bayern auf einem roten Marmorsockel

Künstler/in
Bildhauer: Georg Wrba, Gießer: Cosmas Leyrer
Entstehung
München
Datierung
um 1905
Material
Figur: Bronze (dunkelbraun patiniert), gegossen; Sockel: Marmor (rot)
Maße
Gesamt: H. 74,2 cm, B. 57,0 cm, T. 24,2 cm, G. 73,2 kg
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Treppenhaus 6.5)
Inventarnummer
L 2022/9.1-2
Bezug
Zugang
Unbefristete Leihannahme 2022, Privatbesitz

Prinzregent Luitpold von Bayern (1821–1912, reg. ab 1886) gilt als der Wittelsbacher, dem man die meisten Denkmäler setzte, darunter eine Reihe monumentaler Reiterstandbilder. Die bisher unbekannte, auf einem einfach profilierten Marmorsockel präsentierte Statuette von Georg Wrba (1872–1939) zeigt den Herrscher in der Großmeistertracht des St.-Hubertus-Ritterordens, die Rechte am Zügel, die Linke energisch in die Seite gestemmt. Im Gegensatz zu allen monumentalen Darstellungen Luitpolds hoch zu Ross ist das erstaunlich kräftige Tier mit geflochtenem Schweif hier weder im Gang noch mit erhobenem Vorderlauf, sondern im Stand wiedergegeben. Die Komposition reflektiert damit die seit dem vorangegangenen Jahrhundertende merkliche Tendenz zu einer statischeren Auffassung in diesem Sujet. Louis Tuaillon (1862–1919) und Robert Toberentz (1849–1895) hatten diese mit der Amazone (Berlin, Museumsinsel und Tiergarten) bzw. dem Reiterstandbild Kaiser Friedrich Barbarossas (um 1122–1190) vor der Goslarer Kaiserpfalz gleichzeitig 1895 in den künstlerischen Diskurs der Berliner Bildhauerschule eingeführt. Wrba schloss sich diesem Motiv mit seiner überlebensgroßen Reiterfigur Ottos I. von Wittelsbach (um 1117–1183) an, die 1905 auf der Münchner Wittelsbacherbrücke Aufstellung fand. Den Zeitgenossen war diese Positur samt Habitus des Reiters von der Paradeabnahme des Heerführers und als Beobachterposition des Feldherrn bekannt. Im Verein mit dem leicht geneigten Haupt und dem Blick des Prinzregenten suggeriert Wrbas Statuette tatsächlich die erhöht positionierte Beobachtung. Wahrscheinlich entstand der bei Cosmas Leyrer (1858–1936) ausgeführte Guss kurz nach der Jahrhundertwende, doch sicherlich noch bevor der Künstler 1907 auf den Lehrstuhl für Bildhauerei an der Dresdner Akademie der bildenden Künste berufen wurde. Ungewiss ist, ob seine Plastik einen Denkmalentwurf im beabsichtigten Material fixiert oder von vornherein als Saalmonument geplant war. Ein wichtiger Baustein zur Erkenntnis des Frühwerks eines der bedeutendsten deutschen Bildhauer des 20. Jahrhunderts ist sie auf jeden Fall. – Dauerleihgabe von Dr. Werner Wiemer und Dr. Franziska Müller-Pabst, München, seit 2022.

BV010374103
Zum Objekt: Aukt.-Kat. Kunstauktionshaus Schloss Ahlden GmbH (Hrsg.): 2021.12.03, Schloss Ahlden. Fine Art Auctioneers. 183. Auktion - Teil 1, Ahlden 2021, S. 166, Kat.-Nr. 476

BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 74, München 2023, S. 192 f., Abb. Abb. 12

Systematik

Bildwerk [Plastik, Skulptur] - Figur (Mensch) - Figur

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