Sammlung
Schwarzes Mieder mit Ärmeln einer schwäbischen Bürgerinnenkleidung
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- Bayerisch-Schwaben
- Datierung
- Mitte 18. Jh.
- Material
- Oberstoff: Wolle, Leinwandbindung; Besatzstoff: Wolle, Leinwandbindung; Futterstoff (innen): Leinen, Baumwolle, Spitzköperbindung; Futterstoff (außen): Leinen, Leinwandbindung; Futterstoff (Ärmel): Wolle, Leinwandbindung; Belege (innen): Leinen, Leinwandbindung, beschichtet; Einlage (Achselstreifen): Leinen, Leinwandbindung; Einlage: Papier; Einfassbändchen: Seide, Köperbindung; Miederstäbe: Fischbein; Bindebänder: Leinen, Leinwandbindung; Haken und Ösen: Eisen, Draht, gebogen; Einfassung (später): Seide, Leinwandbindung
- Maße
- L. (vorn) 60,0 cm, L. (Rücken) 32,0 cm
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- T 4573
- Bezug
- –
- Zugang
- –
Das vorn geöffnete Mieder besteht aus einem taillenkurzen Rückenteil und zwei Vorderteilen mit sehr spitze zulaufenden, langen Schneppen, wobei die Saumlinie ausgehend von der hinteren Mitte zu beiden Seiten konkav nach unten führt. Dabei sitzt die Seitennaht an der Seite des Körpers, und es gibt an den Rückenteilen seitlich eine breite Nahtzugabe, um das Kleidungsstück ggf. erweitern zu können. Für das Innenmieder wurden die drei Teile zunächst separat gefertigt: Eine Lage Leinengewebe und eine Lage Barchent (die jetzige Futterseite) wurden mit parallelen, senkrechten Rückstichlinien verbunden, auch die seitlichen Nahtzugaben der Rückenteile. In diese Kanäle wurden Fischbeinstäbe eingeschoben. Zuvor waren allerdings bereits einige einzelne Fischbeinstäbe von der Futterseite her eingebracht worden: je ein waagrechter Stab über der Brust und im oberen Rückenbereich, dazu vier diagonale Stäbe in Taillengegend. Die Miederteile wurden außen mit schwarzem Wolltuch bezogen und an den Innenkanten mit Belegen aus dunkelbraun beschichtetem Leinengewebe ausgestattet. Die Säume und Vorderkanten wurden mit Rüschen aus schwarzem Wollkrepp benäht. Jede Rüsche des Mieders besteht aus einer breiten, angereihten Rüsche und einer schmalen Zickzackrüsche als oberer Begrenzung. An den Vorderteilen ist der Bezugsstoff gleich geschnitten wie das Innenmieder, das Rückenteil weist jedoch eine zusätzliche Naht in der Rückenmitte und je eine gebogene Naht vom Armloch zum Saum auf, zudem sind die beiden mittleren Tuchrückenteile mit Papier unterlegt. Auch diese Nähte wurden mit Rüschen besetzt. Die drei fertig ausgestatteten Miederteile wurden an den Seiten und den Schultern zusammengenäht, und auch im Armlochbereich wurde je eine Rüsche aufgenäht, wobei unter dem Arm der Stoff glatt liegt. An den Futternähten ist teilweise rotes Farbmittel zur Markierung erkennbar. Der Halsausschnitt erhielt eine Einfassung aus braunem Seidenbändchen. Die dreiviertellangen Ärmel aus schwarzem Wolltuch mit hellem Wollfutter sind mit je einer weit ausladenden Manschette aus schwarzem Wolltuch ausgestattet, die mit Papier unterlegt und an der Kante mit einer doppelten Krepprüsche dekoriert ist. Nach dem Einnähen der Ärmel wurden mit Leinengewebe unterlegte und mit Rüschen benähte Achselstreifen aus schwarzem Wollstoff an den Armlöchern befestigt. Zum Schließen des Mieders dienen vier Paar Leinenbindebändchen und neun eiserne Haken- und Ösenpaare. Später wurde als Reparatur der Halsausschnitt mit feinem schwarzem Seidenmoiré eingefasst.
BV046177310
Zum Objekt: Structuring Fashion. Foundation Garments through History, Frank Matthias Kammel, Johannes Pietsch (Hrsg.), München 2019, Abb. S. 82
Systematik
Kleidung [Bekleidung, Kostüm] - Kleid - Kleidoberteil