Sammlung

Faltfächer: Apollo und die Musen

Künstler/in
Ignaz Preissler
Entstehung
Breslau (?)
Datierung
um 1710/1720
Material
Stäbe: Elfenbein, Dorn, Glasstein; Doppeltes Blatt: Leder, Tierdärme, ausgeschnittenes Spitzenmuster, Lacküberzug
Maße
L. 27,5 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
10/270
Bezug
Zugang

Auf den Deckstäben in übereinander angeordneten kleinen Bildkartuschen: eine Dame in zeitgenössischer Kleidung mit einem Pfeil in der Hand, eine Dame in Rückenansicht, eine winzige Landschaft in Blau-camïeu, dazwischen stilisierte Blumenornamente. Auf der Vorderseite der übrigen Stäbe in der Mitte in einer unregelmäßigen Sechseckkartusche Brustbild einer Dame in antikisierendem Gewand mit Früchten, rechts und links darüber in Dreieckfeldern winzige Landschaften in feinster blauer Camaïeu-Malerei, in den beiden seitlichen (nicht vollständigen) Kartuschen Landschaften in Golmalerei auf rotem Grund. Auf der Rückseite der Stäbe in ähnlicher Bildfeldaufteilung in blauer Camaïeu-Technik Landschaften, in der Mittelkartusche eine Hafenstadt mit Schiffen. Das Fächerblatt ist - eine Spitze nachahmend - sehr fein ausgeschnitten. Drei große unregelmäßige begrenzte Bildkartuschen bleiben ausgespart. In der Mittelkartusche der vorderen Blattseite der "Parnaß": Apoll tritt aus einer Säulenhalle heraus auf einen Brunnen zu, um den die nicht vollzählig anwesenden Musen, z.T. an ihren Attributen erkennbar, versammelt sind. Athene, von der Eule begleitet und auf Wolken thronend sowie das fliegende Musenroß Pegasus vervollständigen die Gruppe der Beschützer der Schönen Künste. In zwei weiteren Bildkartuschen: Amoretten mit Köchern und Pfeilen, bzw. mit brennenden Fackeln. Zwischen den Bildkartuschen eingesetzte "Fensterchen" mit geschweiftem Umriß, darin in feinstem Scherenschnitt Landschaften mit springenden Hirschen. Oberhalb der Bildfelder Blumenfüllhörner und Vögel. Die Bildfeldeinteilung der Rückseite entspricht der der Vorderseite: in der Mittelkartusche in feinster Malerei in Rotcamaieu eine Hafenszene mit großen und kleinen Schiffen, Kaufleuten, Fässern, Warenballen und Kanonen zum Verladen, links eine Stadt, rechts eine Bastion im Pulverdampf. Die beiden seitlichen Bildfelder ebenfalls mit Flußlandschaften in Rotcamieu. Kauffahrteibilder mit Kaufleuten und Warenballen im Vordergrund waren häufige Darstellungen auf gleichzeitigen Meißener Porzellanen. Mehrere Porzellanmaler waren auf diese Malerei spezialisiert. Sowohl die drei Hafen- und Flußlandschaften als auch die Malereien der Vorderseite und nicht zuletzt die großen Vögel auf beiden Seiten des Fächerblattes lassen sich mit dem Werk des schlesisch-böhmischen Hausmalers Ignaz Preißler in engste Verbindung bringen. (Freundlicher Hinweis von Rainer Rückert, München.) Das Damenbildnis im Kartuschenrahmen auf der Vorderseite der Stäbe entspricht einem verbreiteten Typus, der sich auch auf gleichzeitigen Dekorentwürfen für Dosen (siehe D'Allemagne 1928, Bd. III, Pl. CCCIX, 6), in der Porzellanmalerei(vgl. G. E. Pazaurek, Deutsche Fayence- und Porzellan-Haus-maler. Leipzig 1925, Bd. I, Abb. 100) und in der Miniaturmalerei (vgl. Torben Holck Colding, Aspect of Miniature Painting. Kopenhagen 1953, Abb. 134) wiederfindet. Vgl. hierzu auch Kat. 5 und 6. Ähnliche Damenbildnisse finden sich auf einer Reihe von Briséfächern, die in das erste Viertel des 18. Jahrhunderts zu datieren sind. Das Fächerblatt wurde an beiden Seiten vermutlich um je eine Faltbahn gekürzt. Die entsprechenden Stäbe fehlen. Ein Fächer mit einem sehr ähnlichen Découpé-Blatt, jedoch auf anderen Stäben , befindet sich in der Sammlung Leonard Messel, Fitzwilliam Museum Cambridge. (Abb. bei Rhead 1910, S.107)

Systematik

Kleidung [Bekleidung, Kostüm] - Accessoire - Fächer

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