Sammlung

Vase

Künstler/in
Porzellanmanufaktur Meißen
Entstehung
Meißen, Sachsen
Datierung
Modell: zwischen 1756 und 1800
Material
Hartporzellan, Biskuitporzellan, bemalt; Aufglasurfarben, Goldradierung, teilweise
Maße
H. 33,8-34 (90/1.1) 12,5 (90/1.1, Fuß), B. 12,5 (90/1.1, Fuß), Dm. 20,2-20,4 (90/1.1, oben) 14,8-14,9 (90/1.2) 0,5 (90/1.2, Wandung)
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
90/1.1-2
Bezug
Zugang
Ankauf 1990

Aus zwei miteinander verschraubten Teilen gefertigte, teils aufgedrehte und teils ausgeformte Prunkvase mit zwei seitlichen Henkeln sowie (Inv.-Nr. 90/1.2) einem lose eingelegten Steckeinsatz für Blumen.
Hohlfuß mit meist 7 mm breitem, quadratischem, unglasiertem Standring, der teilweise glatt geschliffen ist: Auf einer 2,2 cm hohen, quadratischen Platte ein runder Trompetenfuß, unten über kleinem Plattenprofil in breitem Kamiesschwung eingezogen, darüber in konkav stark geschnürt, oben ein kleines Rundstabprofil; darüber nochmals leicht eingezogen und dann im konkav erneut leicht geweitet; als oberster Abschluß wiederum ein kleines Plattenprofil, sein oberer Rand unglasiert (der Fuß wurde im Museum nicht abgeschraubt).
Aufgesetzt ein Vasenkörper in nach unten kräftig angespitzter, halber Eiform, nach oben gleichmäßig konkav geweitet, ohne jede Reliefprofilierung. Hierauf oben ein kleiner Rücksprung, darüber der dominierende, knapp 8 cm hohe, oben geweitete Vasenhals, dessen Rand fast waagrecht ausgezogen ist, die Randkanten gerundet. In der glatten Innenwandung (mit deutlichen Drehrillen) am Übergang vom 1. zum 2. Drittel der Höhe des gesamten Vasenhalses eine Verdickung, oben im rechten Winkel als Einzug zurückspringend als ca. 5 mm breiter Auflagesteg für das Einsetzen von 90/1.2.
Außenwandung des Vasenhalses komplett als Biskuitporzellan (mit dünner Biskuitglasur, fast ohne Seidenglanz); hier auf beiden Schauseiten je ein großes aufbossiertes (Biskuit-) Relief mit Putten mit erotischen Gesten auf und vor Wolken, die sich am Wagen der Venus zu schaffen machen: A) Drei nackte, geflügelte Putti am zweirädrigen, antikisierenden Wagen mit korbgeflochtener Muschellehne; links ein herbeieilender, rechts ein auf der Wolke lagernder Putto. Die Putti rollen das rechte Rad des Wagens zum Einstecken der Radachse in die Radnarbe heran. Länge des Reliefs ca. 17 cm, Höhe 6 cm. B) Zwei Schwäne (traditionelle Zugtiere des Venuswagens) mit Halsband trinken aus einem vom knienden Amor (mit Halsband tirnken aus einem vom knienden Amor (mit umgehängtem Köcher) gehaltenen Becken, in das ein darüber befindlicher Putto aus einem vasenförmigen Gefäß wohl Wasser gießt. Links ein auf der Wolke sitzender Putto mit Blumengirlande in seiner linken und einem Blumensträußchen in seiner rechten Hand. Rechts ein sich mit seiner Linken aufstützender Putto; seine Rechte im Schwurfingergestus emporgestreckt; neben ihm ein geflochtenes Blumenkörbchen. Relieflänge ca. 18 cm, Höhe ca. 5,8 cm.
Henkel: Beide aus gleicher Form, anbossiert, Höhe ca. 16 cm. Als untere Auflage das Gesicht einer Frau, gerahmt von gefältelten, eher gotisierenden als antikisierenden Tüchern. Daraus emporwachsend ein schräg abstehender, oben zu einer großen Volute eingerollter Rundstab, der unten aus zwei gegenständigen, langen, gefiederten Blättern mit Mittelrippe wächst. In der Höhe des Halsansatzes der Vase eine angespitzte Verdickung, aus der sechs reliefierte, lambrequinartige Blätter herabhängen. Die große obere Schneckeneinrollung zur Hälfte als glatter Rundstab, dann zur Wandung hin reich reliefiert: Am Ansatz vor einer dicken Fadenauflage erneut sechs Blattreliefs wie zuvor, aber mit Randfurche, dahinter erneut zwei gegenständige, sich gabelnde Blätter (das obere palmettartig reliefiert), aus denen der geschuppte Leib einer Schlange wächst, deren Hals sich gabelt und somit zwei Köpfe trägt, die auf dem Rücksprung am Ansatz des Vasenhalses seitlich ausgebreitet aufliegen (Länge 10,2 cm).
Glasur mit blaugrauem Stich. Marken:
Innen im glasierten Fuß in Unterglasurblau eine Schwertermarke (14 x 8 mm) mit einer "I" darunter. In einer Ecke innen im Fuß Formerstempel "58" (3,5 x 4,5 mm).
Messingmontierung: Im leicht abgeplatteten Vasenfond als Kopf eines herabhängenden Gewindestabes eine runde, leicht gemugelte Platte mit zwei Einstichlöchern; die kräftige, scheibenförmige Rundmutter zweifach eingesägt (zum Ansetzen eines Schraubenwerkzeugs). Dazwischen eine dünne Beilagscheibe sowie ein kleiner Leder(?)fleck.
Farbdekor:
Außen auf der Fußplatte Goldfond; ebenso oben am Fuß über dem weiß belassenen Rundstabprofil. Kamiesprofil des Fußes ebenfalls mit rotstichigem Goldfond, jedoch reich und kleinteilig radiert: zwei herabhängende, überlappte Kränze aus Spitzblättern.
Henkel komplett vergoldet, in Mattgold die Schlange, die Maske und die Blattauflagen. Oberster Vasenrand beidseitig vergoldet; radiert oben darin nochmals das Blattkranzmotiv ähnlich wie beim Fuß. Auf dem Trompetenteil des Vasenfußes sowie auf dem Gefäßkörper Fondfarbe in Apfelgrün, teilweise (am Fuß) zu Lindgrün aufgehellt. Oben am Ansatz des Vasenhalses ein 5 mm breites Goldband.
In der Höhe der Henkel komplett umlaufend ein 4 cm hoher, aus der Fondfarbe ausgesparter Ringstreifen, eingefaßt oben und unten von einer dünnen Goldlinie. Darin auf dem weißen Glasurgrund aneinandergereihte, kräftig bunte Blüten, u.a. Rosen, Winde oder Wicke, Tulpe, Stiefmütterchen, Aster, Anemone, Aurikel, etc. (anscheinend kein Rebus nach Anfangsbuchstaben); Blätter und Stengel in Blaugrün.
Zum Einsatz (90/1.2): Unbefestigte Einlage als flache Rundscheibe. Nur die Oberseite glasiert;
Rand glatt geschliffen, Kanten abgefast. Im Brand unwesentlich verzogen. Reste von Brennstützen nicht erkennbar.
Siebenfach groß traforiert durch gleich große, runde Löcher (Dm. 3,1 bis 3,2 cm) in Rosettenform: Sechs Öffungen um eine siebente in der Mitte.
Auf der Unterseite alte, größere Preisbeschriftung in Tinte: '237.--' (Taler).

BV037509343
Zum Objekt: Aukt.-Kat. Kunstauktionshaus Schloss Ahlden (Hrsg.): 24.11.-25.11.1989, Auktion 64. Jugendstil, Glas, Schmuck... aus Sammlernachlässen und verschiedenem Besitz, Ahlden 1989, Kat.-Nr. 788

BV038411047
Zur Datierung: Johannes Just, Marken und Markierungen auf Meissner Porzellan ab 1775, in: Keramos Heft 51, Düsseldorf 1971, S. 23 S. 25

BV038365107
Zu den Entwürfen: Willi Goder, Michel Victor Acier zum 250. Geburtstag, in: Keramos Heft 112, Düsseldorf 1986, S. 32-34 S. 38

BV041106474
Zum Schlangenhenkel und zum Modelleur: Karl Berling, Festschrift zur 200jährigen Jubelfeier der ältesten europäischen Prozellanmanufaktur Meissen (1710 - 1910), Leipzig 1911, Abb. 230 Taf. 24, 2 Taf. 23, 176 Taf. 23, 190

BV002294747
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 1966: Meissener Porzellan 1710-1810. Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München, München 1966, Kat.-Nr. 793-794

BV001265403
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Staatliches Museum für Völkerkunde München, 11.06.-5.10.1980: Wittelsbach und Bayern, Bd. 3,2: Krone und Verfassung. König Max I. Joseph und der neue Staat, München 1980, Kat.-Nr. 1228

Systematik

Vase

Weitere Werke