Sammlung
Figur eines Schachspiels: Landsknecht (Bauer)
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- Nürnberg
- Datierung
- um 1570
- Material
- Bronze, vergoldet
- Maße
- H. 5,7 cm, B. 3,7 cm, T. 4,4 cm, G. 59,1 g
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (Saal 90)
- Inventarnummer
- 2019/34
- Bezug
- Inv.-Nr. 28/58, 87/278, 2019/33 und 2019/34 (Schachfiguren)
- Zugang
- Geschenk 2019, Paul Auf der Heyde, Aus der Sammlung Dr. Johannes Jantzen, Aus dem Kunsthandel, Wien
Zwei stehende, bärtige Landsknechte mit Schwert und Dolch stützen die erhobene Rechte jeweils auf eine Hellebarde, deren Spitze abgebrochen ist. Die beiden Statuetten aus vergoldeter Bronze gehörten als Bauern zu einem prachtvollen Schachspiel, von dem einige wenige Figuren beider Farben erhalten sind. Die Figuren der einen Seite waren ursprünglich vielfarbig bemalt, während die der anderen feuervergoldet und teilgefasst waren (vergoldete Bauern, teilgefasst: Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe, Inv.-Nr. 1927,127; München, Bayerisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. 28/58 und 87/278; vielfarbig gefasste Figuren: Bauern in der Skulpturensammlung, Staatliche Museen zu Berlin, Bode-Museum, Berlin, Inv.-Nr. 8414; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Pl.O.2391; König und Dame: Karl V. und Isabella von Portugal?, ehemals Augsburg, Städtische Kunstsammlungen; weitere Dame ehemals in Sammlung Miller von Aichholz). Die Schenkung erweitert den Bestand der zwei oben erwähnten, bereits länger im Besitz des Museums befindlichen Landsknechte gleicher Art. Alle aufgeführten Landsknechte entstanden wohl nach ein und derselben Gussform. Die gegossene Figur ist jeweils auf die gedrehte Standplatte aufgelötet. Die Darstellung schildert besonders detailliert das modische Kostüm, bei dem etwa für die knielangen Pluderhosen teurer Seidenstoff in Überfülle als Futterstoff Verwendung fand, der aus dem geschlitzten Beinkleid hervorquoll. Betont wird auch die mit Schleifen geschmückte Schamkapsel. Dazu kommen ein geschlitztes Lederwams, gebauschte Ärmel und ein federgeschmückter Hut. Die außerordentliche Feinheit der Figuren und detaillierte Wiedergabe aller Details einschließlich der Waffen – Hellebarde, Schwert und Dolch – lassen auf die Ausführung durch einen Goldschmied oder Medailleur schließen. Der Vergleich mit zeitgenössischer Graphik von Jost Amman aus den Jahren 1568 und 1573 wie auch Nürnberger Kleinplastik stützt die Annahme einer dortigen Entstehung um 1570.
BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2019-2021, Frank Matthias Kammel (Hrsg.), München 2023, S. 79 S. 209
Systematik
Spiel - Brettspiel - Schachspiel - Schachfigur