Sammlung

Aufsatzkommode

Künstler/in
Entstehung
Mainz (?), Mainfranken (?)
Datierung
um 1750
Material
Nadelholz, Nussbaumholz (Furnier), Ahornholz (Furnier), Spiegelglas, Papier, Messing, vergoldet
Maße
H. 192,0 cm, B. 129,0 cm, T. 78,0 cm; Unterteil: H. 86,0 cm, B. 129,0 cm, T. 78,0 cm; Oberteil: H. 83,0 cm, B. 119,5 cm, T. 49,0 cm; Aufsatz: H. 38,0 cm, B. 77,0 cm, T. 30,0 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 39)
Inventarnummer
2021/20.1-4
Bezug
Zugang
Vermächtnis 2021, Johann Georg Lindermayer, München

Ihre dynamische Spannkraft ist das Charakteristikum dieser Aufsatzkommode, die nur wegen des Fehlens eines Schreibfachs hinter einer schrägen Klappe nicht als Sekretär zu bezeichnen ist. Das Möbel wird von konkaven, eingezogenen Formen am Kommodenteil, am Aufsatz und an der Attika dominiert. Niedrige gebauchte Zonen im unteren Bereich des Aufsatzes und in der Bekrönung bilden dazu ein Gegengewicht. Die Vorstellung von Kräften, die im Inneren des Korpus wirken, kommt auch an den vorderen Kanten der Kommode zum Tragen, wo das Innere zwischen den aufgelegten Tafeln an Seiten und Front herauszudrängen scheint. Der Riss zu einem Meisterstück aus Mainz von 1748 weist alle wesentlichen Merkmale des Möbels auf: die eingezogene Kommode, wenngleich mit drei statt vier Schubladen, der offene untere Bereich des Aufsatzes mit Postament mit kleinen Schubladen und stark konvexer Zone, der konkav sich anschließende Schubladenteil des Aufsatzes nach Art eines sogenannten Tabernakelsekretärs, die abermals konkav ansetzende Attika. In Vorlageblättern von Architekten und Ornamententwerfern wie Johann Jacob Schübler oder Franz Xaver Habermann sind derartige Formenspiele gelegentlich zu finden, im ausgeführten Möbel hingegen eher selten. Plastisch durchdrungene Formen, bei denen konkav eingezogene Abschnitte die Erscheinung bestimmen, finden sich in Entwürfen wie Ausführungen häufiger bei Elementen der Zierarchitektur wie Öfen oder Kaminaufsätzen oder, im sakralen Bereich, Kanzeln oder Altaraufsätzen. Dennoch ist die Aufsatzkommode kein Unikat: Ein äußerst ähnliches Exemplar befindet sich im Museum für Franken in Würzburg, ein weiteres tauchte vor Kurzem im Bamberger Kunsthandel auf. Als Region ist für die zweifellos gemeinsame Werkstatt nicht zuletzt aufgrund der intarsierten Rocaillen Mainfranken zu vermuten, das mit Mainz engste kulturelle Verbindungen hatte.

BV005359344
Zum Vergleich: Meisterrisse und Möbel der Mainzer Schreiner (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz ; Band 14), Fritz Arens (Hrsg,), Mainz 1955, S. 27, Abb. Taf. 56

BV005017927
Zum Objekt: Heinrich Kreisel, Georg Himmelheber, Die Kunst des deutschen Möbels, Bd. 2: Spätbarock und Rokoko, München 1983, S. 315, Abb. Abb. 1107

BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 73, München 2022, S. 181, Abb. 3

BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2019-2021, Frank Matthias Kammel (Hrsg.), München 2023, S. 83 S. 218

Systematik

Möbel - Kommode

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