Sammlung

Kaffeekanne aus dem Déjeuner mit Wertherszenen

Künstler/in
Vorlage der Bemalung: Johann David Schubert, Porzellanmanufaktur Meißen
Entstehung
Meißen
Datierung
um 1789
Material
Porzellan, bemalt
Maße
Gesamt: H. 15,4 cm, B. 9,4 cm, T. 12,5 cm, 418 g ; Kanne: H. 12 cm, B. 9,4 cm, T. 12,5 cm, G. 380 g; Deckel: Dm. 5,3 cm, H. 4,2 cm, G. 37 g
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
2021/76.1-2
Bezug
Zugang
Geschenk 2021, Privatbesitz

Das Meißener »Tête-à-tête«, ein Kaffee- und Teeservice für zwei, ist mit Darstellungen nach Goethes berühmtem Briefroman ›Die Leiden des jungen Werthers‹ bemalt, der 1774 und in überarbeiteter Fassung 1787 erschien und den Autor berühmt machte. Die Szenen sind den fiktionalen Briefen des jungen Juristen Werther an einen Freund entnommen und reichen von seinem idyllischen Leben über seine unglückliche Liebe zur bereits verlobten Lotte bis zum Betrachten der Pistolen, mit denen er sich das Leben nahm. Das vom Publikum begeistert aufgenommene Werk wurde in vielen, teils illustrierten Auflagen und Übersetzungen publiziert. Besonders unter jungen Menschen entstand ein wahres Werther-Fieber, was auch die Produktion von Porzellanen zum Thema erklärt. Die Meißener Porzellanmanufaktur ließ 1787/88 als Malvorlagen eigens Aquarelle anfertigen, die teilweise erhalten und von Johann David Schubert signiert sind, dem späteren Leiter der Meißener Zeichenschule. Auf Porzellan übertrug sie um 1790 meist Johann Georg Loehnig, einer der besten Maler der Manufaktur. Im Unterschied zu zwei weiteren erhaltenen derartigen Garnituren in Ludwigsburg und in London sind bei diesem Service die Szenen und Ränder nicht mit üppigen Goldborten gerahmt. Es blieb also unvollendet und wohl im Besitz eines Manufakturarbeiters. Das Service war ein Geschenk von Eva Friese (1941–2021) aus Haar, die es von ihrem angeheirateten Großonkel Dr. Gustav Müller (1889–1979) aus Teplitz in Böhmen geerbt hatte. In dessen Familie wurde es seit dem frühen 19. Jahrhundert immer an den ältesten Sohn vermacht. In seinen Erinnerungen beschreibt Müller, wie das Service um 1900 nur an Festtagen feierlich verwendet und dabei jede Darstellung den Kindern erläutert wurde. Zudem berichtet er: »Als wir im Jahre 1946 aus der Heimat flüchten mußten, rettete meine liebe Frau [Hedwig, geb. Bruch] im kühnen Handeln das so kostbare Werthergeschirr«.

BV035564146
Zum Objekt: Angelika Müller-Scherf: Wertherporzellan. Lotte und Werther auf Meißener Porzellan im Zeitalter der Empfindsamkeit, Petersberg 2009, S. 111-117 (mit Abb.), Kat.-Nr. 8

BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 73, München 2022, S. 182, Kat.-Nr. 4

BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2019-2021, Frank Matthias Kammel (Hrsg.), München 2023, S. 90 S. 220

Systematik

Gefäß - Kanne

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