Sammlung

Anna Selbdritt (Figur)

Künstler/in
Bildhauer: Meister der Biberacher Sippe
Entstehung
Biberach an der Riß
Datierung
um 1510/1520
Material
Figur: Laubholz, vollrund, Farbfassung (polychrom)
Maße
Figur: H. 72,4 cm, B. 32,4 cm, T. 21,8 cm; Standfläche: B. 29,4 cm, T. 18,6 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 17)
Inventarnummer
2022/80
Bezug
Zugang
Geschenk 2024, Privatbesitz

Mit einer stehenden Anna Selbdritt konnte das Bayerische Nationalmuseum ein weiteres Hauptwerk des Meisters der Biberacher Sippe erwerben. Der Notname bezieht sich mit hoher Sicherheit auf den in der Reichsstadt Biberach an der Riß dokumentierten Bildschnitzer Michael Zeynsler. Nachdem 2004 mit der Sammlung Bollert schon eine hervorragende thronende Anna Selbdritt und das Fragment einer Marienkrönung in das Haus gelangt waren, wird das Münchner Museum zu einem besonderen Zentrum des Studiums des Künstlers, der zu den herausragenden Bildschnitzern des süddeutschen Raumes zählt. Das von der Ahnung um das Leiden des Enkels gezeichnete Gesicht der hl. Anna und das Spiel ihrer Finger mit den Locken der Tochter Maria führen vor Augen, dass Zeynsler dem viel bekannteren Riemenschneider in Raffinement und Sorgfalt der Gestaltung in nichts nachsteht. Da seine Werkstatt offenbar deutlich kleiner war, zeichnen sich seine Arbeiten zudem durch einen weit höheren Anteil eigenhändiger Ausführung aus. Der Werkblock ist rückwärtig nicht gehöhlt, wie man es oft bei Zeynsler beobachtet. Dennoch weist die Figur kaum Risse auf, was das große handwerkliche Können des Künstlers belegt. Dass die Rückseite nur grob gearbeitet ist, deutet darauf hin, dass das Werk so aufgestellt war, dass man die Rückseite nur bedingt einsehen konnte. Trotz der Sorgfalt der Ausarbeitung war das Bildwerk auf eine farbige Fassung hin berechnet; in den Tiefen haben sich Farbreste erhalten. Augensterne und Lippen dürften vom Schnitzer selbst farbig akzentuiert worden sein. Das Museum konnte das Werk direkt von der Familie erwerben, die es fast hundert Jahre besessen hatte. Es war früh publiziert worden, dann aber seit über 80 Jahren nicht mehr öffentlich zu sehen. Seit mindestens 1929 war es im Besitz von Josef Hammer, von 1923 bis 1945 Bürgermeister von Biberach.

BV005053173
Zum Objekt: Julius Baum, Die Bildwerke der Rottweiler Lorenzkapelle, Augsburg 1929, S. 39, Kat.-Nr. Nr. 5

BV009276317
Zum Objekt: Luise Böhling, Ein unbekanntes Werk des "Meisters der Biberacher Sippe", in: Kunst- und Antiquitätenrundschau 42.1934, S. 460–462

BV008136597
Lore Göbel, Die Bildhauerwerkstätten der Spätgotik in Biberach an der Riss (Tübinger Forschungen zur Kunstgeschichte, Bd. 7), Tübingen 1953, S. 10, Abb. Abb. 38

BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 74, München 2023, S. 185, Abb. Abb. 1

Systematik

Bildwerk [Plastik, Skulptur] - Figur (Mensch) - Figur

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