Sammlung
Doppelaulos blasender Jüngling (Figur)
- Künstler/in
- Bildhauer: Franz Iffland
- Entstehung
- Berlin
- Datierung
- um 1900
- Material
- Bronze (dunkelbraun patiniert); Sockel: Marmor (schwarz)
- Maße
- H. (Figur mit Sockel) 45,0 cm, H. Figur 34 cm, T. gesamt 17,5 cm, B. gesamt 17,8 cm, G. (gesamt) 5,48 kg; Sockel: H. 11 cm, Dm. 13 cm
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- 2022/116.1-2
- Bezug
- –
- Zugang
- Ankauf 2022, Aus dem Münchner Kunsthandel
Tänzelnden Schrittes, mit raumgreifend ausgebreiteten Armen und gegen den Horizont gerichtetem Blick stößt ein nackter, lockiger und mit Weinlaub bekränzter Knabe beseelt in einen Aulos. Sein wohlgeformter, rhythmisch geschwungener Leib ist Ausdruck der von ihm erzeugten Klänge mit dem aus zwei konischen Melodierohren gebildeten Blasinstrument. Die Bronzestatuette erhebt sich auf einem zylinderförmigen Sockel mit profilierter Fußplatte. Sie verbürgt ihren Schöpfer in der bossierten Plinthe mit der Signatur des Berliner Bildhauers Franz Iffland (1862–1933), einem Nachfahren August Wilhelm Ifflands (1759–1814), des namhaften Dramatikers und Schauspielers der Goethe-Zeit. Neben dem überlebensgroßen, ebenfalls um 1900 gegossenen »Sämann« im Zoologischen Institut der Martin-Luther-Universität zu Halle ist der Künstler vor allem für seine Porträtbüsten sowie Statuetten mythologischer und genrehafter Sujets bekannt, darunter figürliche Elemente von Schwingpendeluhren der Schramberger Firma Junghans. Eine – vermutlich als Pendant des musizierenden Jünglings gedachte – junge Aulosbläserin existiert sowohl in einer unbekleideten Variante als auch mit einem die Scham verhüllenden Schleier, die beide 1905 im Verkaufskatalog der in Friedrichshagen bei Berlin ansässigen Bildgießerei Gladenbeck geführt wurden; ein Exemplar mit Schleier besitzt das Märkische Museum in Berlin. Da unserem Jüngling der entsprechende Gießerstempel fehlt, ist nicht auszuschließen, dass er in Ifflands um 1901 kurzzeitig existenten Eigenbetrieb, der Bronzewarenfabrik Franz Iffland & Co., gegossen wurde. In ihrer ästhetischen Stilisierung und lasziven, ins Gewand der Antike gehüllten Erotik stellt die Statuette ein sprechendes Beispiel für die Salonmelancholie der vorletzten Jahrhundertwende dar.
BV048612618
Zum Objekt: Aukt.-Kat. Quittenbaum Kunstauktionen München (Hrsg.), 09.11.2022, Auktion 165C, Jugendstil, Art Déco, München 2022, S. 18, Kat.-Nr. Los 304
BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 74, München 2023, S. 192, Abb. Abb. 11
Systematik
Bildwerk [Plastik, Skulptur] - Figur (Mensch) - Figur