Sammlung

Sonderkonstruktionen - speziell ausgefallene Schloßmechanismen - spielen in der Gewehrkammer der Fürsten von Thurn und Taxis eine wichtige Rolle. Eines der bemerkenswertesten Exemplare der Gattung ist die von dem Freisinger Büchsenmacher Johann Winpess gefertigte Büchse mit deutschem Schaft. Auf dem Kolben trägt das Gewehr das Wappen des ersten Besitzers und wohl auch Auftraggebers: des ab 1761 regierenden Abtes des Benediktinerklosters Weihenstephan bei Freising (1761-1769), Innozenz Völkl, der 1769 wegen Mißwirtschaft zur Resignation gezwungen wurde. Hier handelt es sich nicht - wie man zunächst annehmen möchte - um eine Windbüchse, sondern um eine Radschloßbüchse mit komplett in den Kolben eingebautem Schloß. Der einzige Hinweis auf den Mechanismus besteht in einem Loch für den zum Aufziehen dienenden Schlüssel auf der rechten Seite, dort wo gewöhnlich das Schloß sitzt. Selbst dieses Loch ist durch eine blinde Schraube verdeckt. Die Schraube verschwindet, wenn man einen im Ladeschuber befindlichen Eisenstift zurückschiebt. Ein Scharnierdeckel über dem Schwanzstück des Laufes kann zum Füllen der Pfanne mit Zündpulver hochgeklappt werden. Beachtlich ist auch die Qualität des Dekors der Messingbeschläge wie des Nußholzschaftes, der das homogene Erscheinungsbild der Büchse noch verstärkt. - Nach Ausweis einer Notiz unter dem Schloßgegenblech wurde das Gewehr 1835 in Meran repariert. Dort hatten die Fürsten von Thurn und Taxis von 1808 bis 1874/75 Besitzungen.