Es sind kostbare Steine, die man normalerweise in einer Schmuckschatulle vermutet - Karneole, Amethyste, Lapislazuli, Opale, Smaragde, Goldtopase, Türkise, Rubine. Nun sind sie Bestandteile einer bunten Figur geworden, deren Glieder sowie Gewand aus Edelsteinen und hunderten kleiner Perlen besteht. Als „Kompositfigur“ nach der Art Giuseppe Arcimboldos (1526-1593) wurde dieses „Götzenbild aus Perlen und guten Steinen“ 1858 aus königlichem Besitz an das Museum übergeben. Wo die groteske Herme - die Bezeichnung für einen Pfeilerschaft mit aufgesetztem Kopf und Schultern – früher zu Hause war, ist nur eines der vielen Rätsel, die diese Figur aufgibt.
Schon in frühen Inventaren des Museums als „ruinös“ beschrieben, wurde die Herme im 20. Jahr-hundert nie ausgestellt. In letzter Zeit jedoch konnten glücklicherweise einige ihrer Rätsel gelöst werden. Gerade der schlechte Zustand nämlich erlaubt Einsichten in ihren Aufbau. Abdrücke in der Harzmasse, aus der der Körper geformt wurde, legen nahe, dass nicht nur Spolien und Bruchteile von Objekten aus bunten Steinen wiederverwendet wurden, sondern auch geschnittene Gemmen, die kurioserweise verkehrtherum eingesetzt wurden. Zudem widerlegen neu hinzugezogene Vergleichsexemplare mit ähnlichen Sockeln in Paris, Madrid und Florenz die lang etablierte Meinung, dass die Herme im Bayerischen Nationalmuseum ein zusammengesetztes Unikat sei. Sie erlauben auch eine neue Datierung, da eine davon 1689 im Inventar des Dauphin de France, später Louis XIV. (1661–1711), aufgeführt ist.
Das Kunstwerk des Monats Februar wird in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Ingrid Szeiklies-Weber präsentiert.
Ausgestellt in Saal 31