Augsburg (?), nach 1683
Eiche, furniert mit Elfenbein, Perlmutt, Schildpatt
76,2 x 104,0 x 75,0 cm
Inv.-Nr. 95/58
Erworben 1995 mit Unterstützung des Freundeskreis des Bayerischen Nationalmuseums, der Bayerischen Vereinsbank, der Bayerischen Landesbank und der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank, München
Saal 33
Der Spieltisch mit den exotischen Materialien Schildpatt und reich graviertem Perlmutt ist nicht nur ein fürstliches Repräsentationsmöbel, sondern weist mit seinen Darstellungen auch auf ein wesentliches Kapitel der bayerischen Landesgeschichte hin. So beziehen sich die Darstellungen der Tischplatte auf die entscheidende Abwehrschlacht des Reiches gegen die Türken 1683 am Kahlenberg bei Wien. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel, dessen Porträt links neben Kaiser Leopold I. in Perlmutt graviert ist, hatte sich als Feldherr im Heer der alliierten Fürsten bewährt. Besiegte Türken und Putti mit Kriegsgerät zwischen den Porträts der anderen Feldherren spielen ebenfalls auf militärische Erfolge an. Der Spieltisch könnte, wie sein fragmentarisch erhaltenes Gegenstück in der Residenz München, ein Geschenk des Kaisers an seinen Schwiegersohn, den bayerischen Kurfürsten Max Emanuel, gewesen sein. Die Schenkung müsste vor 1704 erfolgt sein, denn nach der Schlacht von Höchstädt, bei der sich Bayern gegen das Kaiserhaus stellte, verhängte der Kaiser 1706 die Reichsacht über den Kurfürsten. Vermutlich entstand der Tisch in Augsburg, da sich dort im 17. Jahrhundert Kunstschreiner auf die Verarbeitung von Schildpatt und Perlmutt spezialisiert hatten.