Die Identifizierung NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kunstguts in unseren Beständen hat für uns höchste Priorität. Sämtliche rund 700 Objekte, die dem Museum aus ehemaligem NS-Besitz zwischen 1961 und 2004 überstellt wurden, sind inzwischen online über die Objektdatenbank des Bayerischen Nationalmuseums und die Lost Art-Datenbank recherchierbar.
Ergeben sich Hinweise auf NS-verfolgungsbedingten Entzug, sucht das Museum proaktiv den Kontakt zu den Nachfahren oder deren Interessenvertretern. Restitutionen erfolgten bislang unter anderem an die Nachfahren der Münchner Kunsthändler A.S. Drey und Siegfried Lämmle sowie des Kölner Sammlers Ottmar Strauss. Ein Objekt des Kunsthistorikers A. L. Mayer, der jahrzehntelang an der Münchner Pinakothek wirkte und in Auschwitz ermordet wurde, konnte an seine Tochter zurückgegeben werden. Ferner konnte eine Elfenbeintafel im neugotischen Stil an die Nachfahren des ehemaligen Eigentümers restituiert werden.
2014/15 wurde die Provenienzarbeit des Museums anhand einiger Skulpturen aus der Sammlung Göring vorgestellt. Zwischen 1961 und 2004 waren dem Bayerischen Nationalmuseum etwa 430 Kunstwerke aus dem ehemaligen Besitz Hermann Görings durch den Freistaat Bayern übertragen worden. Der Bestand an 74 Bildwerken aus der sog. Sammlung Göring wurde von 2012 bis 2014 am Bayerischen Nationalmuseum auf ihre Herkunft untersucht.
Bis Januar 2020 wurden in der Studioausstellung Silber für das Reich alle 112 Objekte aus der NS-Zwangsabgabe von Silberobjekten ausgestellt, die noch nicht restituiert werden konnten. Diese Werke sind online sowie zusätzlich über einen gedruckten Katalog erschlossen. Die Suche nach Nachfahren der ehemaligen Eigentümer läuft.
Auf längere Sicht sollen im Bayerischen Nationalmuseum alle über 80.000 Objektzugänge nach 1933 auf Hinweise auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug überprüft werden.
Finanziell unterstützt wird die Provenienzforschung am Bayerischen Nationalmuseum von der Arbeitsstelle für Provenienzforschung, Berlin; dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, München; dem Deutsche Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg; der Eleonora-Schamberger-Stiftung, München sowie der Ernst von Siemens Kunststiftung, München/Berlin.
Ansprechpartner:
Dr. Matthias Weniger
provenienzforschung AT bayerisches-nationalmuseum.de
Telefon +49 (0)89 21 12 42 46
Hier finden Sie eine Liste von Personen zum Download, die als Einlieferer von Silberobjekten in den 1930er-Jahren identifiziert werden konnten.
Bitte helfen Sie uns, die Erben ausfindig zu machen!